Was ist das Geheimrezept für eine langfristige und glückliche Beziehung? Oft hört man den Tipp, man sollte immer wieder etwas Pfeffer in die Beziehung bringen, aber was bedeutet das? Und reicht der Pfeffer – oder darf es noch etwas mehr Würze sein? Schlußendlich aber geht es immer um eine gelungene Kommunikation, also das “Wie” des Umgangs miteinander.

Jedem Anfang liegt ein Zauber inne…

Zu Beginn und bis maximal 1,5 Jahre in der Beziehung (so sagen es zumindest Studien) befinden wir uns in der Verliebtheitsphase. In dieser Zeit sparen wir nicht an Gewürzen, liebevolle Kommunikation ist eine Selbstverständlichkeit. Geben und Nehmen sind meist in schöner Harmonie und wir sehen mit Leichtigkeit über mögliche Macken unseres Partners hinweg.

Danach bzw. schon am Ende dieser ersten Phase kommt es allerdings zu einem (notwendigen!) „Realitäts-Check“ im Alltag. Je länger die Beziehung dauert, desto wesentlicher werden die Faktoren Kommunikation, Wertschätzung und Unabhängigkeit.

Schauen wir uns zunächst mal die 4 „Kardinalsünden“ an, die an diesem Punkt in Beziehungen schief gehen können – sie werden auch dramatisch als die „vier apokalyptischen Reiter der Paarbeziehung“ bezeichnet:

  • Kritik: Vorwürfe, unsachliche Kritik und Schuldzuweisungen, vl. sogar als pauschalisierte “Generalverurteilung”
  • Rechtfertigung: mit Rechtfertigung, Verteidigung oder Gegenangriff auf Kritik antworten
  • Mauern: sich zurückziehen, abwenden, weghören oder den Raum verlassen
  • Verachtung: Geringschätzung, Herabsetzung bzw. fehlende Wertschätzung

Streiten und Meinungsverschiedenheiten sind nicht das Problem – selbst wenn man nicht zu einer gemeinsamen finalen Lösung findet. Nein, viel wichtiger als das „Ergebnis“ eines Streits ist die Art und Weise, wie dieser ausgetragen wird.

Geht es nach dem US Psychologen John Gottman, der über Jahrzehnte Paare bei der Kommunikation beobachtet hat, so sind es genau diese Kommunikationsfehler in den oben genannten 4 Bereichen, die den Unterschied ausmachen. Hier wird nicht mehr humorvoll und gelassen kommuniziert, vielleicht mal liebevoll gerangelt, sondern es werden schwere Geschütze aufgefahren und richtiggehend gekämpft. Das ließ sich auch an den (von außen unsichtbaren) körperlichen Reaktionen seiner Untersuchungsteilnehmer ablesen, deren Puls in die Höhe schoss, die zu schwitzen und schnell zu atmen begannen, als hätten sie es mit einem gefährlichen Tier zu tun – und nicht mit einem geliebten Menschen.

Mit welchen Gewürzen können wir aber nun unsere Beziehung aufpeppen und die oben genannten Fehler vermeiden?

Das Salz: Autonomie

Wenn man an Beziehungen denkt, so denkt man dabei meist eher an Gemeinsamkeit und Nähe. Neben Zugehörigkeit und Bindung zählen aber auch Freiheit und Autonomie zu den Grundbedürfnissen des Menschen.
Es ist dieser Balanceakt zwischen Nähe und Distanz, der das Salz in der Beziehungs-Suppe ist. Auch Partnerschaften verlaufen in Zyklen, in denen sich Zeiten des gemeinsamen Erlebens mit welchen der eigenständigen Aktionen abwechseln.
Kommt es zu einem völligen Verschmelzen der Partner, so führt dies leider auch häufig zum Scheitern der Beziehung.

Der Pfeffer: Selbstvertrauen

Menschen mit Selbstvertrauen strahlen Gewissheit und Sicherheit aus. Das ist etwas, das auch in Partnerschaften gut tut.
Selbstvertrauen steigert ebenso die eigene Attraktivität für den Partner.  Noch einen Schritt weiter wäre dann Selbst-Liebe.
Denn nur, wenn wir uns selbst auch wirklich mögen, können wir etwas geben.

Ein selbstbewusster Mensch kann sich auch leichter seinem Partner anvertrauen und über heikle Themen sprechen. Es ist für ihn auch einfacher, Fehler einzugestehen und Lösungen miteinander zu finden.

Das Chilli: Wertschätzung

Eine wertschätzende Kommunikation ist das A und O einer glücklichen Beziehung. Aber sie ist noch viel mehr, denn durch Wertschätzung entsteht Nähe und diese fördert wiederum Erotik und Lust auf den Partner.

Wenn also die Leidenschaft in einer Beziehung nach der ersten Verliebtheitsphase ganz natürlich abnimmt, dann können wir durch mehr Wertschätzung wirksam gegensteuern. Dazu gehört auch, aktiv Anerkennung durch Worte und Taten zu zeigen.

Der Zucker: Zuhören

Auch einen Hauch Süße braucht es in einer Partnerschaft – in Form einer liebevollen Offenheit für den Partner. Nicht immer geht es darum, seinen Lebenspartner mit großen Komplimenten und Geschenken zu überhäufen – manchmal sind ein offenes Ohr und ein offenes Herz genau das, was es braucht. Dies gibt dem Partner das Gefühl, verstanden zu sein und sich in der Beziehung fallen lassen zu können.  Zuhören braucht Einfühlungsvermögen und Mut – also Eigenschaften, die wir in uns entwickeln können.

John Gottmann, der oben bereits erwähnte US Psychologe und Autor von mehr als 40 Büchern wurde primär bekannt durch seine Arbeit am Thema „Beziehungs-Stabilität“. Er hat unter anderem eine Methode entwickelt, die innerhalb von Minuten mit einer bis zu 90% Wahrscheinlichkeit vorhersagen kann, welche frisch verheirateten Paare langfristig zusammenbleiben werden und welche Beziehungen wohl eher in einer Scheidung enden werden.

Die Geheimzutat: Die Paar-Geschichte

Dafür werden beide Partner nach ihrer Version ihrer Paar-Geschichte gefragt und danach wird dies ausgewertet. Folgende Fragen zählen zu den Kriterien der Auswertung:

Reduzieren die Geschichten das Negative auf ein Mindestmaß und feiern sie das Positive der Beziehung? Wird der Partner als großartig dargestellt? Oder ist das Gegenteil der Fall – klingen sie so, als hätte man’s wirklich nur noch schwer mit „diesem Idioten“ an der Seite?

Bei unglücklichen, instabilen Beziehungen beobachtete Gottman ein deutliches Überwiegen negativer Kommunikation und negativer Geschichten. Nach der sogenannten Gottman-Konstante sollte eine gesunde Beziehung ein Verhältnis von mindestens fünf positiven Interaktionen für jede negative aufweisen. Schlechtes kann also mit viel Gutem weitgehend ausgeglichen werden.

Was die Geschichte anbelangt, so sagt Gottmann dazu:

„Diese ‚Geschichte von uns’ der Paare sagt so viel über den Zustand einer Beziehung aus wie kaum etwas anderes. Manche Menschen entwickeln Geschichten, die sehr negativ sind, die sich auf alle Probleme der Beziehung stürzen, all das betonen, was fehlt. Die Meister hingegen, jene, die lange glücklich zusammen sind, tun genau das Gegenteil: Sie drücken Dankbarkeit über die Beziehung aus statt Verbitterung. Sie heben die Qualitäten des Partners hervor, nehmen seine nicht so guten Eigenschaften (die wir alle haben) und die Probleme (die wir alle haben) nicht so wichtig.“

Schlussendlich gibt es natürlich nicht “das eine” Patentrezept, das für alle Paare gilt. Wenn wir aber unsere ganz individuelle Gewürzmischung zusammenstellen, dann stehen die Chancen gut, eine schöne Paar-Geschichte zu schreiben und damit auch langfristig in einer Partnerschaft zum Glück zu finden.