Was ist digitales Lernen? Welche Hilfsmittel gibt es? Wie können sie am besten im Trainingsalltag eingebaut werden? Der Dschungel an digitalen Möglichkeiten ist in den letzten Jahren groß geworden. In diesem Artikel geben wir dir deshalb einen umfassenden Überblick über vielfältige Tools für jeden Bedarf und die Wichtigkeit des Digital Learnings.
Digitales Lernen der Zukunft
Smartphones, Tablets, Laptops, Apps – für die Generation Y und Generation Z gehören sie schon lange selbstverständlich zum Alltag dazu. Mittlerweile sind digitale Tools bereits so wichtig, dass sogar an Schulen Wert auf eEducation gelegt wird. Als eEducation wird das bewusste Erlernen von Kompetenzen bezeichnet, die nötig sind für den täglichen Einsatz von digitalen Tools zur eigenen Bildung und Weiterentwicklung.
Digitales Arbeiten und Lernen beschränken sich außerdem schon längst nicht mehr auf Schule, Universität oder Arbeitsplatz, denn die “Generation mobile” ist dank der Portable Devices 24/7 am Tippen und Klicken – und lernt dabei ständig Neues.
Dieser permanente Medienkonsum kann für TrainerInnen zwar zum Störfaktor werden, eröffnet allerdings auch neue Möglichkeiten für Aus- und Weiterbildungen. Das klassische, analoge Lernen kann durch digitale Methoden ergänzt und somit spannender und noch interaktiver gestaltet werden. Durch online-gestützte Lernplattformen wird zeit- und ortsabhängiges Lernen möglich, sowie rasche Kommunikation. Digitale Gadgets im Seminarraum sorgen für Gamification, die besonders bei jungen TeilnehmerInnen Begeisterung und gesteigerte Aufmerksamkeit auslöst.
Gamification im Lernumfeld
Scott Hebert ist Lehrer in Kanada. Er hat sich besonders dadurch einen Namen gemacht, dass er durch Gamification im Unterricht und das Aufbrechen eingefahrener (Lehr-)Strukturen seinen SchülerInnen eine “next level” Lernerfahrung ermöglichte. Warum das so wichtig ist, erklärte er in einem Ted Talk: “Wir fürchten uns vor Veränderung, besonders in der Bildung. Meine Eltern haben an Schreibtischen gelernt, deren Eltern haben an Schreibtischen gelernt, in Reihen und in Schweigeregimen. Deshalb zerstöre ich [wenn es nach ihnen geht] die Zukunft, wenn meine SchülerInnen nicht an Schreibtischen lernen, denn schau dir all das coole Zeug an, das sie in unserer Gesellschaft wegen dieser Schreibtische gemacht haben.”
Hebert verweist an dieser Stelle hingegen auf all die kreativen Köpfe, die sich explizit gegen “Schreibtische” ausgesprochen haben und für Innovation, die zum Teil sogar ihre Schulzeit abgebrochen haben, um ihren Ideen nachzugehen und heute weltbekannte Produkte entwickelt haben.
Als Gamification wird allgemein das Einsetzen von spielerischen Elementen in einem sonst spielfremden Kontext bezeichnet. Im Seminarraum gibt es unendlich viele Möglichkeiten, spielerisch zu werden: Challenges, Schnitzeljagden, Rätsel, Metaphern, Rollenspiele und vieles mehr. Werden diese auch noch von digitalen Tools gestützt, steht dem Lernspaß nichts mehr im Wege.
“Wenn man alle Fehler aus einer Kutsche beseitigt,
erhält man möglicherweise eine perfekte Kutsche,
aber wahrscheinlich nicht das erste Automobil.”Edward de Bono
Interaktive Tools für Methodenvielfalt
Stimmungsabfrage? Multiple-Choice-Quiz? Erwartungen erfahren? Feedback einholen? All das muss nicht zwangsläufig mit Flipchart, Zetteln und Stiften passieren. Die folgenden Apps und Websites machen’s digital möglich:
Mentimeter
Interaktive Präsentationen mit eingebetteten Umfragen und coolen Effekten. Echtzeit Wordclouds basierend auf Teilnehmerstimmen auf die Leinwand projizieren? Ein Kinderspiel für Mentimeter!
Padlet
Padlet kombiniert das Beste von Tafeln und Pinnwänden – nur eben digital und moderner. Die TeilnehmerInnen gestalten die Boards über ihre Smartphones selbst mit und mit einem Klick kann das Ganze einfach gespeichert werden. Kein digitales Post-it geht so verloren.
Kahoot
Der Klassiker unter den Quiz Apps und garantiertes “Millionen Show”-Feeling für den Seminarraum. Perfekt zur flotten Wissensüberprüfung oder zum Einstieg in ein Thema.
Sli.do
Feedbackbögen, Q&As oder Umfragen sind mit sli.do schnell gemacht. Die App bietet dabei genauso Optionen für den Seminarraum, wie auch für größere Events oder Konferenzen.
Google Forms
Stichwort Feedback: Wer sein Feedback gerne nachhaltig anlegen möchte und ständiges Feedbackbögen drucken vermeiden möchte, ist mit Google Forms gut beraten. Die einzelnen Bausteine aus den Forms können dabei immer wieder verwendet und in neue Formulare exportiert werden. Die Kirsche obendrauf: Google Forms generiert zusätzlich automatisch übersichtliche Kreisdiagramme aus allen abgegebenen Antworten.
Die Liste an Apps, mit denen die TeilnehmerInnen über ihre Smartphones eingebunden werden können, lässt sich noch weit fortführen. Wer ein wenig den Appstore und das World Wide Web durchforstet, wird für jeden Bedarf fündig werden.
Präsentationen mit Wow-Effekt
Am Arbeitsplatz und im Seminarraum gehören Präsentationen zum Daily Business wie der Kaffee zur Vormittagspause. Gerade deshalb sind hier immer wieder neue Geistesblitze gefordert, um mit Präsentationen zu überraschen. Wenn auch dir als TrainerIn PowerPoint zu langweilig sind, kannst du dich beispielsweise an Prezi versuchen. Prezis sind weniger Präsentationen, als interaktive Mindmaps, denen ZuseherInnen durch Zoom-, Wisch- und Springeffekte folgen können. Templates machen es Einsteigern einfach, die Steigerungsstufen gehen allerdings ins Unermessliche und bieten kreativen Köpfen und technisch Versierten eine Spielwiese für innovative Visualisierungen.
Noch bunter wird es mit Pow Toon. Besonders cool daran sind die vielen Möglichkeiten, Cartoon Figuren einzubauen. Auch hier gibt es bereits viele Templates, die teilweise sehr spezifisch und detailreich (auch für den Trainingskontext) vorgebaut wurden und nur darauf warten, befüllt zu werden.
Ein Kniff aus der Didaktik: Blended Learning
Wer seine TeilnehmerInnen schon vor dem Präsenzseminar mit der Materie vertraut machen möchte oder ein Werkzeug für “Schritt-für-Schritt”-Erklärungen sucht, kann zu Screencasts greifen. Dabei handelt es sich um Bildschirmaufzeichnungen, die zum Teil sogar die eigene Stimme dazu aufnehmen können. In vielen Betriebssystemen ist ein solches Programm bereits inkludiert und einfach als “Schrittaufzeichnung” in der Suchleiste zu finden. Ansonsten bieten Programme wie Screencast-O-Matic kostenlose Optionen.
Dabei sprechen wir übrigens vom sogenannten Blended Learning, einer Methode, die das Lernen vor Ort und das Lernen zu Hause, über PC oder Smartphone, miteinander kombiniert. Screencasts sind hierbei natürlich nur eine Möglichkeit. In welcher Form auch immer du deinen TeilnehmerInnen digital Lernmaterial zur Verfügung stellst, Blended Learning spart Zeit, sorgt für breiteres Verständnis und steht für zeitgemäßes Lernen.
All diese Tools und Tricks können für mehr Abwechslung im Seminarraum sorgen, für Spaß, für Innovation und dafür, dass Unterlagen jederzeit schnell verfügbar sind. Es geht dabei keineswegs darum, dass eLearning klassische Aus- und Weiterbildungen mit physischer Anwesenheit, Austausch zwischen Lehrenden und TeilnehmerInnen, Recherchieren in Büchern und handschriftlichen Notizen ersetzen soll. Es geht darum, die Vorteile von beiden Welten auszuschöpfen und die erfolgsversprechenden Möglichkeiten zu nutzen, die digitale Lern- und Lehrmethoden zu bieten haben.
Empfehlung der Redaktion:
Wenn dich das Thema interessiert, findest du den gesamten TedTalk “The Power of Gamification in Education” von Scott Hebert hier.
Ist dir das nicht genug, so können wir dir auch unsere kommende Trainerausbildung ans Herz legen, in der sich alles darum dreht, wie du deinen TeilnehmerInnen oder SchülerInnen nachhaltiges Lernen ermöglichen kannst.