Als Coaches können wir Geschichtenerzähler*innen, Sprachkünstler*innen, Navigationshelfer*innen oder auch Baumeister*innen sein. Dabei kommt es immer darauf an, welche Bedürfnisse unser/e Klient*in mitbringt und welche Werkzeuge sich in unserem Coaching-Koffer befinden.
Jemand, der einen möglichst ganzheitlichen Ansatz für unsere Coachings ins Leben gerufen und somit Coachings maßgeblich beeinflusst hat, war Milton Erickson. In diesem Artikel werden wir uns mit Milton Erickson und seinem Einfluss auf das Coaching auseinandersetzen.
Wer war Milton Erickson?
Milton Erickson, ein Meister seines Fachs, war ein amerikanischer Psychiater und Psychotherapeut, der im 20. Jahrhundert lebte. Er hat sich nicht nur als Experte auf dem Gebiet der Hypnotherapie einen Namen gemacht, sondern auch zahlreiche innovative Methoden und Ansätze entwickelt, die bis heute im Coaching Anwendung finden. Sein Erbe hat die Art und Weise, wie wir anderen Menschen helfen, sich selbst zu helfen, revolutioniert.
Hintergrund von Milton Erickson
Die Geschichte von Milton Erickson beginnt in der kleinen Stadt Aurum, Nevada. Milton Erickson wurde 1901 geboren und durchlebte als Kind eine schwere Polio-Erkrankung, die ihn fast vollständig lähmte. Trotz dieser Herausforderungen entwickelte er einen unerschütterlichen Willen und eine tiefe Neugierde für die menschliche Natur. Durch seine eigenen Erfahrungen wurde er zu einem lebenden Beispiel für Flexibilität und Anpassungsfähigkeit.
Milton Erickson entwickelte eine ganzheitliche Herangehensweise an die Behandlung von Menschen. Seine Methoden waren geprägt von der Idee, dass jeder Mensch einzigartig ist und über innere Ressourcen und Stärken verfügt, um Herausforderungen zu meistern. Er war ein Meister der Kommunikation und nutzte Sprache, Metaphern und Geschichten, um das Unbewusste anzusprechen und Veränderungen herbeizuführen. Erickson war ein Vorreiter der Lösungsorientierung und legte großen Wert auf die individuelle Perspektive jedes Klienten und jeder Klientin.
Ericksons Ansatz revolutionierte damals die Welt der Psychologie und Psychotherapie. Er verwarf die traditionellen, starren Behandlungsmethoden und eröffnete neue Wege für eine individuellere und kreativere Herangehensweise an die Arbeit mit Klient*innen. Seine Ideen wurden von vielen anderen Therapeuten aufgegriffen und weiterentwickelt, wodurch sich eine ganze Bewegung formte. Die Auswirkungen von Ericksons Arbeit reichten weit über die Grenzen der Psychotherapie hinaus und beeinflussten auch das heutige Coaching maßgeblich.
Was ist Ericksons Einfluss auf das heutige Coaching?
Bevor wir uns tiefer mit Ericksons Einfluss auf das moderne Coaching befassen, werfen wir einen Blick auf das Konzept des modernen Coachings selbst. Coaching ist eine partnerschaftliche Beziehung zwischen Coach und Klient*in, die darauf abzielt, Veränderungen herbeizuführen, persönliche Ziele zu erreichen und das volle Potenzial auszuschöpfen. Es geht um Wachstum, Entwicklung und die Stärkung individueller Ressourcen.
Sprachliche und verbale Techniken
Milton Erickson war ein wahrer Experte der Sprache. Er nutzte seine Worte gezielt, um Veränderungen im Denken und Verhalten seiner Klient*innen anzuregen. Seine sprachlichen und verbalen Techniken werden heute im Coaching häufig eingesetzt, um positive Veränderungen herbeizuführen und neue Perspektiven zu eröffnen. Zu den Techniken gehören unter anderem hypnotische Sprachmuster, sprachliche Präzision und die sprachliche Anpassung.
Einsatz von Metaphern und Geschichten
Metaphern und Geschichten sind mächtige Werkzeuge, um das Unbewusste anzusprechen und neue Einsichten zu ermöglichen. Erickson war ein Geschichtenerzähler, der seine Klient*innen mit fesselnden Geschichten und Metaphern inspirierte. Diese Technik wird auch heute im Coaching genutzt, um komplexe Themen zu veranschaulichen und tiefe Veränderungen auf unbewusster Ebene zu bewirken. Mehr zu Metaphern im Coaching erfährst du in unserem Blogartikel “Metaphern im Coaching: Die Sprache der Veränderung“.
Fokus auf individuelle Ressourcen und Stärken
Erickson glaubte fest daran, dass jeder Mensch über innere Ressourcen und Stärken verfügt, die ihm helfen können, Herausforderungen zu meistern. Im modernen Coaching wird dieser Ansatz aufgegriffen, indem der Fokus auf die Stärken und Ressourcen des Klient*innen gelegt wird. Dadurch wird eine positive und ressourcenorientierte Herangehensweise ermöglicht, die auf dem Aufbau von Selbstvertrauen und Eigenverantwortung basiert. Dabei nutzte er unter anderem Trancezustände, Framing und Umdeutung und die Förderung der eigenen Selbstbestimmung.
Betonung der Flexibilität und Anpassungsfähigkeit des Coaches
Erickson achtete in seiner Arbeit auf ein Hohes Maß an Flexibilität und Anpassungsfähigkeit. Er passte seine Techniken und Herangehensweisen individuell an die Bedürfnisse und Persönlichkeiten seiner Klient*innen an.
Diese Flexibilität und Anpassungsfähigkeit wird auch im heutigen Coaching hoch geschätzt, um den Klient*innen bestmöglich zu unterstützen und maßgeschneiderte Lösungen anzubieten. Konkret achtete Erickson auf die spezifischen Bedürfnisse der Klient*innen, auf die Verwendung von vielfältigen, auf die Klient*innen zugeschnittenen Techniken sowie auf großen sowie kleinen, aber aussagekräftigen, Reaktionen seines Gegenübers.
Welche Techniken und Methoden stammen von Milton Erickson?
Global klingen Ericksons Ansätze bereits sehr spannend und nützlich. Um jedoch konkrete Techniken zu identifizieren, die unsere eigenen Coachingkoffer füllen können, wollen wir uns im folgenden Absatz näher damit befassen. Hierbei basieren die Informationen auf den Studien und Werken von Milton Erickson.
- Hypnotische Sprachmuster:
Milton Erickson definierte hypnotische Sprachmuster als spezifische sprachliche Techniken, um den Trancezustand zu induzieren oder zu vertiefen. Dabei nutzte er suggestives Sprachmuster wie Metaphern, indirekte Anweisungen und positive Formulierungen, um das Unterbewusstsein anzusprechen und Veränderungen zu fördern. Erickson achtete dabei stark darauf, die Muster der hypnotischen Sprachmuster möglichst vage zu halten, um den Klient*innen die Freiheit zu geben, ihre eigenen Bedeutungen und Interpretationen zu finden. - Trancezustände:
Um das Unterbewusstsein seiner Klient*innen zu erreichen und Veränderungen zu ermöglichen, setzte Erickson Trancezustände ein. Er ermutigte sie, sich zu entspannen und in einen Zustand tiefer Konzentration zu versetzen. In diesem Zustand waren die meisten Menschen offener für Suggestionen und konnten ihre inneren Ressourcen aktivieren, um Probleme zu bewältigen und positive Lösungsideen zu generieren. - Framing und Umdeutung:
Erickson war bekannt für seine Fähigkeit, Probleme mit einem anderen Blickwinkel zu betrachten und sie somit umzudeuten. Er half vielen Klient*innen dabei, ihre Schwierigkeiten als Herausforderungen oder Chancen zu betrachten, anstatt als unüberwindbare Hindernisse. Durch diese Umdeutung veränderte er die Bedeutung der Probleme und ermutigte seine Klientinnen, eigene Lösungsansätze zu erarbeiten. - Verwirrungstechniken:
Um das bewusste Denken zu umgehen und das Unterbewusstsein zu erreichen, setzte Erickson Verwirrungstechniken ein. Beispielsweise verwendete er ungewöhnliche Fragen oder Anweisungen, um die gewohnten Denkmuster zu unterbrechen und seine Klient*innen dazu zu bringen, alternative Perspektiven zu erkunden. Diese Techniken waren ein Schlüssel, um den Zugang zu tieferliegenden Ressourcen zu öffnen. - Posthypnotische Suggestion:
Unter posthypnotischen Suggestionen verstehen wir Anweisungen oder Vorschläge, die während eines Trancezustandes gegeben werden und die nach dem Erwachen des Klienten weiterwirken sollen. Erickson nutzte diese Technik, um positive Veränderungen aufrechtzuerhalten und Verhaltensweisen oder Denkmuster außerhalb der Therapiesitzung zu fördern. Durch posthypnotische Suggestionen konnte er seine Klient*innen dazu bringen, neue Gewohnheiten zu entwickeln oder bestimmte Ziele zu verfolgen, um ihre Ziele zu erreichen.
Kritik und Herausforderungen an Ericksons Ansatz
Trotz der weitreichenden Anerkennung und Wertschätzung für Milton Erickson gibt es auch Kritiker, die bestimmte Aspekte seines Ansatzes hinterfragen. Es ist wichtig, einen kritischen Blick wahren zu können und unterschiedliche Perspektiven einzubeziehen, um eine ganzheitliche Betrachtung zu gewährleisten.
Die Anwendung von Ericksons Techniken im Coaching kann auch auf Herausforderungen stoßen. Zum Beispiel erfordert der Umgang mit Metaphern und Geschichten ein gewisses Maß an Fingerspitzengefühl und kreativem Denken. Zudem sollten Coaches sich bewusst sein, dass nicht alle Techniken für jeden Klienten/jede Klientin geeignet sind und individuell angepasst werden müssen.
Es ist von großer Bedeutung, dass Coaches sich stets selbstreflektierend und offen für Veränderungen zeigen. Nur durch eine kontinuierliche Weiterentwicklung und Anpassung können wir das Beste aus Ericksons Erbe schöpfen und das Coaching weiter vorantreiben.
Die Welt des Coachings ist dynamisch und wandelbar. Basierend auf dem Erbe von Milton Erickson können wir weiterhin Entwicklungen und Innovationen im Coaching erwarten. Es liegt an uns, seine Methoden zu umzusetzen, sie weiterzuentwickeln und neue Wege zu finden, um Menschen dabei zu unterstützen, ihr volles Potenzial zu entfalten und ein erfülltes Leben zu führen.
Milton Ericksons Techniken sind nicht nur ein Teil vieler Coachings, sondern auch Teil unserer Ausbildung zum/zur Lebens- und Sozialberater*in. Falls du mehr darüber erfahren und sie selbst hautnah erleben möchtest, melde dich noch heute hier an.