Willkommen zurück! Heute setzen wir unsere Reise durch die Welt der kognitiven Verzerrungen fort. In Teil 2 unserer Blogserie widmen wir uns den Verzerrungen im Zusammenhang mit Emotionen und zwischenmenschlichen Beziehungen. Lass uns gemeinsam eintauchen!

Sunk-Cost-Fehler

Lass los und schau nach vorn! Manchmal halten wir an Entscheidungen fest, auch wenn sie nicht mehr sinnvoll sind. Das nennt man auch den Sunk-Cost-Fehler.

Als Coach ist es unsere Aufgabe, unsere Klient*innen dabei zu unterstützen, festgefahrene Entscheidungen zu überdenken und neue Wege einzuschlagen. Wir ermutigen sie, sich von vergangenen Investitionen oder verlorenen Ressourcen nicht einschränken zu lassen. Stattdessen lenken wir den Blick nach vorn und eröffnen neue Möglichkeiten.

Beispiel: Wir haben ein teures Konzertticket gekauft, aber am Tag des Konzerts werden wir krank. Obwohl es vernünftig wäre, zu Hause zu bleiben und uns auszuruhen, könnten wir den Sunk-Cost-Fehler begehen und trotzdem zum Konzert gehen, um das bereits investierte Geld nicht zu verschwenden.

In-Group Bias

Akzeptanz und Toleranz für alle. Es ist menschlich, dass wir Menschen, die zu unserer Gruppe gehören, positiver bewerten als Menschen, die anders sind. Dieses Phänomen nennt man In-Group Bias.

Als Coach sensibilisieren wir unsere Klient*innen für Vorurteile und ermutigen sie, Toleranz und Akzeptanz gegenüber unterschiedlichen Gruppen zu entwickeln, nicht nur der eigenen. Denn wahre Stärke liegt darin, die Vielfalt zu erkennen und darin Gemeinsamkeiten zu finden.

Beispiel: Wir sind Fußballfans und haben eine sehr starke Identifikation mit unserem Lieblingsteam. In einem Spiel zwischen unserem Team und einem anderen Team neigen wir dazu, unsere eigene Mannschaft zu unterstützen, indem wir beispielsweise Fehler rechtfertigen, auch wenn das andere Team möglicherweise besser spielt.

Outgroup Homogeneity Bias

Der Outgroup Homogenität Bias bezieht sich auf die Tendenz, Mitglieder einer anderen Gruppe als homogener wahrzunehmen, als sie tatsächlich sind. Dies bedeutet, dass wir dazu neigen, Menschen, die nicht zu unserer eigenen Gruppe gehören, als ähnlicher und weniger vielfältig zu betrachten, als jene unserer eigenen Gruppe.

Als Coach können wir den Outgroup Homogenität Bias nutzen, um Vorurteile und Stereotype aufzudecken und zu überwinden. Indem wir uns bewusst machen, dass Mitglieder einer anderen Gruppe genauso vielfältig und individuell sind wie Mitglieder der eigenen Gruppe, können wir eine differenziertere und respektvollere Sichtweise entwickeln.

Beispiel: Susanne ist kein großer Fußballfan; sie geht allerdings davon aus, dass alle Fußballfans genau gleich sind und ähnliche Werte sowie Interessen haben.

Optimismusverzerrung

Ein realistischer Blick in die Zukunft. Ein bisschen Optimismus kann Wunder bewirken, aber manchmal neigen wir dazu, die Realität zu verklären. Das ist die Optimismusverzerrung – wenn wir auf Situationen zu optimistisch blicken und sie somit realitätsfern werden.

Als Coach unterstützen wir unsere Klient*innen dabei, eine ausgewogene Sicht auf die Zukunft zu entwickeln. Wir ermutigen sie dazu, realistisch zu planen und gleichzeitig ihre Träume und Ziele im Auge zu behalten. Gemeinsam schaffen wir eine positive und dennoch realistische Perspektive auf das, was kommen mag.

Beispiel: Jemand könnte annehmen, dass seine finanziellen Investitionen immer profitabel sein werden, und deshalb keine ausreichenden Sicherheitsmaßnahmen treffen.

Negativitätsverzerrung

Den Fokus auf das Positive richten. Es ist erstaunlich, wie unsere Gedanken dazu neigen, sich auf das Negative zu konzentrieren. Das ist die Negativitätsverzerrung – wenn wir die Wahrscheinlichkeit eines schlechten Ergebnisses überschätzen.

Als Coach helfen wir unseren Klient*innen dabei, eine positive und realistische Perspektive auf Herausforderungen und Möglichkeiten zu entwickeln. Wir ermutigen sie, auch die kleinen Fortschritte und positiven Aspekte zu würdigen. Denn in jedem Hindernis steckt eine Chance für persönliches Wachstum.

Beispiel: Anna hat sich für einen neuen Job beworben und wurde zum Vorstellungsgespräch eingeladen. Obwohl sie gut vorbereitet ist und über die erforderlichen Fähigkeiten verfügt, ist sie fest davon überzeugt, dass sie das Vorstellungsgespräch nicht erfolgreich abschließen wird und den Job nicht bekommen wird.

Herdenverhalten

Finde deinen eigenen Weg. Es ist erstaunlich, wie sehr wir uns von der Meinung anderer beeinflussen lassen können. Das nennt man Herdenverhalten. Dabei übernehmen wir die Ideen, Trends und Überzeugungen von den Menschen, mit denen wir uns umgeben. Diese wachsen immer und immer weiter.

Als Coach sensibilisieren wir unsere Klient*innen für den Einfluss von Gruppendynamiken auf ihre Entscheidungsprozesse. Wir ermutigen sie dazu, ihre eigenen Werte, Ziele und Träume zu reflektieren und einen individuellen Weg einzuschlagen. Denn nur so können sie ihr volles Potenzial entfalten.

Beispiel: Stellen wir uns vor, dass ein neues Smartphone auf den Markt kommt und alle Freunde und Bekannten in unserem Umfeld es begeistert kaufen. Obwohl wir eigentlich mit unserem aktuellen Smartphone zufrieden sind, steigen wir auf den Zug auf.

Stereotype Threat

Vorurteile können uns beeinflussen im Hinblick darauf, wie wir andere Menschen, aber auch uns selbst wahrnehmen. Das nennt man Stereotype Threat. Wir übernehmen verallgemeinerte Überzeugungen, dass Mitglieder einer Gruppe bestimmte Eigenschaften haben, obwohl wir keine Informationen über die einzelnen Personen haben.

Als Coach unterstützen wir unsere Klient*innen dabei, Vorurteile nachhaltig zu überwinden. Denn so können sie zukünftig auf andere Menschen offener zugehen, ohne bereits vorgefertigte Annahmen getroffen zu haben. Außerdem kann es ihnen dabei helfen, die eigene Identität zu finden und sich nicht mit Stereotypen zu identifizieren.

Beispiel: Ein Studierender, der als erstes Familienmitglied ein Studium absolvieren möchte, könnte aufgrund des Stereotyps, dass Personen aus bildungsfernen Familien weniger erfolgreich im Studium sind, die Befürchtung haben, den hohen Erwartungen nicht gerecht zu werden.

Fundamental Attribution Error

Der “Fundamental Attribution Error”, auch als fundamentaler Attributionsfehler bekannt, ist ein kognitiver Bias, der dazu führt, dass wir das Verhalten anderer Personen eher auf deren persönliche Eigenschaften oder Charakterzüge zurückführen, anstatt die Situation oder äußere Umstände angemessen zu berücksichtigen. Anders als bei uns selbst, wo wir Erklärungen im Umfeld suchen.

Als Coaches können wir unseren Klienten helfen, den fundamentalen Attributionsfehler zu überwinden, indem wir sie sensibilisieren, Perspektivenwechsel fördern, gezielte Fragen stellen, Empathie entwickeln und zur Selbstreflexion anregen.

Beispiel: Wenn eine Kollegin morgens zu spät kommt, nehmen wir eher an, dass die Person ein schlechtes Zeitmanagement hat, anstatt externe Ursachen wahrzunehmen.

Moral Luck

Wie beeinflusst uns das Schicksal? Wenn wir uns mit dem Moral Luck beschäftigen, geht es um die Frage, inwiefern wir unsere moralischen Urteile von den Konsequenzen abhängig machen, die dem Handeln folgen.

Als Coaches spielt das Moral Luck in unserem Job natürlich eine wichtige Rolle, denn es kann uns sensibilisieren für die Tatsache, dass wir manchmal dazu neigen, andere Menschen zu beurteilen, ohne die gesamte Bandbreite der Umstände und Zufälligkeiten zu berücksichtigen, die ihre Handlungen beeinflussen.

Beispiel: Stell dir vor, du fährst auf einer regennassen Straße und bemerkst plötzlich, dass dein Auto ins Schleudern gerät. Du kannst gerade noch einen Unfall vermeiden, weil du intuitiv reagierst und das Lenkrad herumreißt. Du bist erleichtert und denkst vielleicht sogar, dass deine gute Fahrkunst dich vor dem Unfall bewahrt hat. Aber war es wirklich nur deine Fahrkunst? Was ist mit dem Glück, dass gerade kein anderer Wagen in der Nähe war oder dass es keine Hindernisse gab?

False Consensus

Die Kunst des Perspektivenwechsels. Hast du schon mal bemerkt, wie leicht es ist, anzunehmen, dass andere Menschen genauso denken wie wir? Der False Consensus Effekt ist ein interessantes Phänomen, das uns dazu verleitet, von uns selbst auf andere zu schließen. Doch Vorsicht sei geboten, denn oft ist unsere eigene Wahrnehmung nicht deckungsgleich mit der Realität.

Als Coaches können wir den False Consensus nutzen, um unsere Klient*innen für die Vielfalt der Meinungen und Perspektiven zu sensibilisieren. Indem wir sie ermutigen, sich in andere Menschen hineinzuversetzen und verschiedene Standpunkte zu betrachten, können wir ihnen helfen, ihre eigene Sichtweise zu erweitern und eine breitere Palette an Lösungsmöglichkeiten zu erkennen.

Beispiel: Du bist der Meinung, dass die meisten Menschen in deinem Alter die gleiche Art von Musik mögen wie du. Bei einer Umfrage unter deinen Freunden stellt sich jedoch heraus, dass sie eine Vielzahl von Musikgenres bevorzugen.

Curse of Knowledge

Manchmal kann uns zu viel Wissen tatsächlich im Weg stehen. Der Curse of Knowledge ist ein Phänomen, das uns betrifft, wenn wir so stark in unserem Fachgebiet bewandert sind, dass wir vergessen, wie es ist, als Neuling auf dem Gebiet zu stehen. Wir nehmen dann automatisch an, dass andere Menschen denselben Wissensstand haben wie wir.

Als Coaches ist es wichtig für uns, den Curse of Knowledge zu überwinden und unsere Klient*innen auf ihrem individuellen Wissensstand abzuholen. Wir können uns daran erinnern, wie es war, als wir selbst am Anfang standen, und unsere Erklärungen und Konzepte entsprechend anpassen. Indem wir uns in ihre Schuhe versetzen und eine verständliche Sprache verwenden, können wir sicherstellen, dass unsere Klientinnen das bestmögliche Coaching-Erlebnis haben und ihre Ziele effektiv erreichen können.

Beispiel: Stell dir vor, du bist ein/e erfahrene/r Gitarrist*in und möchtest einem Anfänger Gitarrenunterricht geben. Während du versuchst, ihm die grundlegenden Techniken beizubringen. Du kennst bereits alle Grundlagen und hast jahrelange Erfahrung, daher fällt es dir schwer, dich daran zu erinnern, wie es war, als du selbst Anfänger warst. Du könntest versehentlich zu schnell vorgehen oder Begriffe verwenden, die für den Anfänger verwirrend sind, weil du das Wissen und die Erfahrung voraussetzt, die du selbst besitzt.

Spotlight Effect

Der Scheinwerfer auf uns gerichtet. Kennst du das Gefühl, dass alle Augen auf dich gerichtet sind, während du auf der Bühne stehst? Der Spotlight Effect ist eine kognitive Verzerrung, die uns dazu bringt, zu glauben, dass andere Menschen uns viel intensiver wahrnehmen, als es tatsächlich der Fall ist. Doch du darfst beruhigt sein, du bist nämlich nicht allein damit!

Als Coaches können wir am Spotlight Effect arbeiten, um unsere Klient*innen dabei zu unterstützen, ihre Ängste und Selbstzweifel zu überwinden. Indem wir ihnen verdeutlichen, dass die Aufmerksamkeit anderer Menschen oft weniger intensiv ist, als sie es sich vorstellen, geben wir ihnen die Möglichkeit, sich freier zu entfalten und ihr volles Potenzial auszuschöpfen.

Beispiel: Du hast einen kleinen Fleck auf deinem Shirt und denkst, dass alle anderen Menschen es bemerken und darüber urteilen werden, obwohl sie es wahrscheinlich gar nicht bemerken oder sich darum kümmern.

Defensive Attribution

Die Suche nach Schuldigen. Manchmal neigen wir dazu, die Ursachen für negative Ereignisse im Außen zu suchen, anstatt uns selbst zu reflektieren. Diese Tendenz nennt man defensive Attribution. Es ist eine Art Schutzmechanismus, um unser eigenes Selbstwertgefühl zu bewahren.

Als Coaches können wir die defensive Attribution nutzen, um unsere Klient*innen dabei zu unterstützen, Verantwortung für ihre Handlungen zu übernehmen und ihre Denkmuster zu hinterfragen. Indem wir sie ermutigen, sich selbst zu reflektieren und alternative Perspektiven einzunehmen, öffnen wir die Tür für persönliches Wachstum und positive Veränderungen.

Beispiel: Du wirst zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen, aber bekommst den Job nicht. Anstatt anzuerkennen, dass du möglicherweise nicht die erforderlichen Qualifikationen oder Fähigkeiten hattest, schiebst du die Ablehnung auf einen “unfairen” Auswahlprozess oder Vorurteile des Arbeitgebers.

Just-World Hypothesis

Die Just-World Hypothesis, auch bekannt als Hypothese der gerechten Welt, beschreibt unsere Tendenz, an eine gerechte Weltordnung zu glauben. Wir neigen dazu zu denken, dass gute Dinge guten Menschen passieren und schlechte Dinge schlechten Menschen – alltagssprachlich auch bekannt unter Karma.

Als Coaches ist es besonders wichtig für uns, dass wir uns dieser Verzerrung bewusst sind, da sie dazu führen kann, dass wir Klient*innen unbewusst die Schuld für ihre eigenen Schwierigkeiten zuschreiben.

Beispiel: Wenn jemand arbeitslos ist, könnten wir fälschlicherweise annehmen, dass sie selbst schuld daran sind und nicht genug Anstrengungen unternommen haben, um einen Job zu finden.

In Teil 3 unserer Blogserie werden wir uns mit den Verzerrungen im Kontext der zwischenmenschlichen Beziehungen und des Selbst konfrontieren. Freu dich auf spannende Erkenntnisse und praktische Anwendungen für deine zukünftigen Coachings.

Du willst noch mehr zu den kognitiven Verzerrungen erfahren? Schau hier bei Teil 1 der Serie vorbei und tauche in die ersten neun Verzerrungen unseres Denkens ein.