Die Angst ist ein faszinierendes Gefühl. Einerseits so wichtig für unsere Sicherheit und andererseits eine Hürde am Weg zu unseren Zielen. Wie also umgehen mit ihr? Daniela Gschwandtner, LSB und Anti-Angst-Coach gibt in diesem Artikel einen ersten Einblick in die Thematik.
Unser aller Leben wird geprägt durch die Ereignisse und Erfahrungen, die wir machen dürfen oder auch müssen. Denn nicht jede von ihnen ist immer mit Freude, Spaß oder Glücklichsein verbunden. Zu unserem Leben gehören auch Momente der Trauer, des Ärgers oder der Wut. Und dann gibt es da auch noch die Momente der Angst, die besonders prägen.
Die vielen Gesichter der Angst
Im Laufe seines Lebens wird jeder in irgendeiner Form einmal mit Angst konfrontiert. Sei es durch die Angst vor Prüfungen, vor dem Zahnarzt, vor engen Räumen oder durch die Angst vor bestimmten Tieren, wie Spinnen oder Hunden. Die Angst davor, krank zu werden, Angst vor einer schlimmen Diagnose, Existenzangst, vielleicht die Angst, einen geliebten Menschen zu verlieren oder schlussendlich die Angst vor dem Tod. Alle diese Formen von Angst gibt es – und noch so viele mehr.
Um besser mit der Angst umgehen zu können, kann es von großer Bedeutung sein, sie zuerst zu verstehen, denn wie ich zu sagen pflege: “Angst beginnt im Kopf – die Kontrolle über sie auch”.
Eine Grundemotion – echt und unwillkürlich
In vielen Momenten ist die Angst ein wichtiges Warnsignal, um uns vor schlimmen Situationen zu bewahren. Nach Paul Ekman gehört sie zu den 7 Grundemotionen, die wir Menschen haben, und deren mimischer Ausdruck in allen Kulturen auf der Welt gleich ist.
Zu den Grundemotionen gehören:
- Angst
- Wut
- Ekel
- Freude
- Trauer
- Verachtung
- Überraschung
Instinktiv sind alle 7 Grundemotionen in uns vorhanden. Sie sind sogenannte „Echte Gefühle“, die bedingt durch eine bestimmte Situation aus dem Innersten heraus entstehen. Sie sind dadurch echt, unmittelbar und unverfälscht.
Die Funktion der Angst
So kann uns die Angst zum Beispiel davor bewahren mitten in der Nacht alleine durch eine dunkle, gefährliche Gasse zu spazieren. Sie kann dich auch vor bösen Verletzungen schützen, indem sie dich zum Beispiel daran hindert, von einem Hochhaus zu springen.
Angst hat somit in vielen Momenten eine sehr wichtige Funktion. Sie schärft unsere Sinne und Körperkräfte und aktiviert Schutz- und Überlebensmechanismen. Das ist notwendig, damit ein der Situation entsprechendes und angemessenes Verhalten von unserem Körper eingeleitet werden kann.
Vielleicht fällt auch dir jetzt gerade eine Situation ein, wo die Angst dir in deinem Leben schon einmal nützlich war.
Im Angesicht der Krise
Trotzdem verbinden wir Angst eher mit den Situationen in unserem Leben, an die wir uns nicht so gerne erinnern. Denn sehr häufig tritt sie auf, wenn wir uns in einer Krise oder einer Lebensveränderungsphase befinden.
In meinem Artikel “Krisenmanagement – In schweren Zeiten Leichtigkeit zurückerlangen” habe ich bereits darüber geschrieben, welche Formen von Krisen es gibt und auf welchen Säulen unsere Stabilität beruht. Gerät diese Stabilität aus dem Gleichgewicht, schaltet sich die Angst ein.
Wie Angst im Kopf entsteht
In diesem kurzen Erklärvideo erfährst du, wie Angst entsteht:
Das passiert in deinem Körper
Wenn du dir das kurze Erklärvideo angesehen hast, dürfte dir nun relativ klar sein, wie Angst in unserem Körper entsteht. Unser Organismus ist darauf programmiert, sich und somit uns am Leben zu erhalten. Wird also Gefahr gemeldet, kommt es zuerst zu einer Schrecksekunde, auf die dann eine Alarmreaktion folgt. Wie sich diese bei jedem einzelnen von uns bemerkbar macht und wie stark sie empfunden wird, ist sehr unterschiedlich.
Mögliche körperliche Anzeichen können sein:
- ein erhöhter Herzschlag
- das Anspannen von Muskeln; ein bestimmtes Körperteil verkrampft sich
- die Körpertemperatur steigt an – wir beginnen zu schwitzen
- die Atmung wird schneller – man beginnt vielleicht zu hyperventilieren
- die Pupillen erweitern sich
- der Speichelfluss wird reduziert
- …
„Spür die Angst und mach es trotzdem“
Christoph Messner
Das Unbekannte als Trigger
Das Wort “Angst“ ist verwandt mit dem lateinischen Wort „angustus“ und steht für „Enge, Beengung, Bedrängnis“.
So charakterisiert sich das Angstgefühl durch ein Gefühl der Beklemmung, das auftritt, wenn eine Bedrohung wahrgenommen wird. Durch dieses Gefühl der Angst wird der Körper in einen Alarmzustand versetzt. Dieser sorgt dann dafür, uns vor einer tatsächlichen aber auch vor einer phantasierten Gefahr zu schützen.
Nur allzu häufig kommt es vor, dass wir Angst vor Dingen oder Situationen haben, zu denen wir Bilder in unserem Kopf entstehen haben lassen. Sprich wir haben Angst vor Dingen, die nicht real sind. Das kann man sich vorstellen, wie das Monster unter dem Bett, vor dem Kinder so schreckliche Angst haben. Auch Situationen, von denen wir gar nicht wissen, ob sie jemals so passieren werden, wie die Angst vor einer schlechten Note oder einer Krankheitsdiagnose, können uns in einen ängstlichen Zustand versetzen.
Die Kraft der Angst
Wir haben also Angst vor konstruierten Bildern, denn wenn wir etwas Reales erleben, empfinden wir keine Angst mehr. Das zeigen auch die 4 Phasen der Angst, die wir durchlaufen, wenn wir Angst verspüren. Welches Gefühl dann einsetzt, erfährst du in meinem Blog.
Aus dem Gefühl der Angst heraus werden häufig die unglaublichsten Dinge getan, denn sie sorgt dafür, dass ein Mensch nicht entscheidet – sondern lediglich reagiert. Er tut in diesem Moment nicht was er im Normalfall für klug und richtig hält, sondern was ihn aktuell emotional erleichtert, ungeachtet der Konsequenzen seines Tuns.
So hat die Angst auf der einen Seite eine sehr wichtige Funktion, indem sie unsere Sinne und Körperkräfte aktiviert, um uns vor oder in bestimmten Situationen zu schützen. Auf der anderen Seite schwächt sie unseren Organismus und kann uns somit an unserer Weiterentwicklung hindern.
Wachstum findet jedoch immer an der Grenze statt. Wer also wachsen und sich weiterentwickeln will, wird sich seinen Ängsten in irgendeiner Form stellen müssen. Das ist beängstigend – und zeitgleich der erste Schritt zu vielen Gelegenheiten.
Du hast selbst ein Angst-Thema, mit dem du gerne besser umgehen können würdest? Jemand in deiner Familie oder deinem sozialen Umfeld ist mit der Thematik konfrontiert und du möchtest mehr Informationen darüber haben? Dann melde dich hier zum il Community Bildungsimpuls mit Dani an. Dort wird sie auch ihr wirksames “Anti-Angst-Modell” vorstellen und im Gespräch mit Thomas gerne auch deine Fragen beantworten. Wir freuen uns, wenn du dabei bist!