In diesem 2. Teil unserer Artikel-Serie zu den inneren Antreibern (Teil 1 über die 7 unterschiedlichen Antreiber-Typen findest du HIER) wollen wir uns nun ansehen,  wie wir die überkritischen Stimmen nutzen können und was wir Positives von ihnen mitnehmen können.
Bevor wir im 3. Teil zu einigen praktischen Schritten der Glaubenssatz-Arbeit kommen, werfen wir nun einen kurzen Blick auf mögliche Ressourcen, die dich im Umgang mit deinem primären Antreiber-Typ unterstützen können.

Wie du das Beste aus deinem Antreiber rausholst

Die an sich selbst gerichteten inneren Kommandos der Antreiber sind – besonders in Stresssituationen – nicht immer hilfreich. Wie bereits im ersten Artikel erwähnt, hilft es, seinen primären Antreiber zu kennen. Noch besser ist es aber, für seine individuellen Bedürfnisse zu sorgen und die Talente des Antreibers im Alltag zu leben.

  • Ich bin Perfektionist/in

Was dir als Perfektionist helfen kann ist, wenn du klar deine Erwartungen und die Vorliebe für Strukturen an deine Mitmenschen kommunizierst – im Job vielleicht sogar schriftlich. Dadurch bekommst du Sicherheit – und kannst leichter loslassen. Es hilft wahrscheinlich auch, wenn du deinem Umfeld mitteilst, dass du nicht so gut damit klar kommst, wenn man dir etwas zwischen „Tür und Angel“ schnell mal sagt.  Bitte stattdessen um eine Besprechung in Ruhe. So zeigst du, dass deine ruhige und besonnene Art, alltäglichen Problemen zu begegnen, für andere auch ein Ruhepol zu ist, wenn das Chaos wieder mal um sich schlägt. Ganz wichtig kann es auch sein, dir selbst realistische Leistungsstandards zu setzen – und Fehler zu erlauben. Hilfreich ist es auch, dir selbst anzusehen, bei welchen Tätigkeiten dein Perfektionismus wirklich sinnvoll ist – und den genau dort einzusetzen. Denn schließlich gilt in den allermeisten anderen Fällen “Gut ist gut genug” – und “rechtzeitig halbwegs gut gemacht” ist wichtiger als “perfekt, aber zu spät”. Ein typischer Erlauber-Satz ist auch, nicht deine Leistung in den Vordergrund zu stellen, sondern dich als Mensch: “Ich bin wertvoll und liebenswert durch das, was ich bin”.

  • Ich bin der/die Starke

Was dir als „Starke/r“ helfen kann, ist dir klar zu machen, dass Andere anders sind als du und daher auch “nur” ein anderes Maß vertragen. Das, was du von dir selbst einforderst, muss nicht auch genauso auf dein Gegenüber zutreffen. Achte auf „Stopp-Signale“ deiner Mitmenschen und versuche, deren Grenzen zu respektieren. Vielleicht lernst du so selbst auch deine eigenen Grenzen besser kennen und kannst auch mal Hilfe annehmen oder Gefühle zeigen, ohne dich automatisch schwach zu fühlen. Die passenden Erlauber-Sätze sind z.B. “Ich darf offen sein und mich zeigen”, “Ich darf um Hilfe bitten und diese annehmen – denn gemeinsam geht’s oft leichter” oder “Wenn ich Gefühle zeige, bin ich authentisch”. Deine positive Fähigkeit kann es sein, ein Fels in der Brandung zu werden, den nichts so schnell umhaut.

  • Ich bin der/die Nette

Wenn der innere Antreiber „immer nett sein zu wollen“ zu deinen primären inneren Stimmen zählt, dann lohnt es sich zunächst, diesem Persönlichkeitsanteil in dir Anerkennung zu zollen. Als er sich verankert hat, war dieser Anteil wichtig – möglicherweise sogar überlebenswichtig – innerhalb deines Systems. Trifft dies aber heute auch noch zu? Könnte es sein, dass du über die Jahre viele Ressourcen angesammelt hast (z.B. Freunde, Familie, Kollegen etc.) und du es dir leisten kannst, auch mal „Nein“ zu sagen? Oder bestimmend oder laut zu werden?
Weil das “nett sein” dir ja sozusagen im Blut liegt, schaffst du es vermutlich mit links, auch deine eigenen Bedürfnisse mal “nett” nach vorne zu stellen, ohne deshalb gleich anzuecken. So kannst du weiterhin deine diplomatische Stärke mit Freundlichkeit ausleben, ohne Angst vor Konflikten haben zu müssen.

  • Ich bin der/die Mühevolle

Wenn das “Abmühen” zu deinen primären Antreibern zählt, mache dir zuerst klar, dass es in deinem erwachsenen Leben nicht darum geht, dir einen „goldenen Stern“ zu verdienen! Manchmal kommt man mit Souveränität, Delegation und Unterstützung von Mitmenschen viel schneller und einfacher zum Ziel als alleine. Fleiß und Anstrengung darfst du auch mal mit einer leichteren „Das kriegen wir schon hin“-Haltung kontern. Schließlich darf Arbeit auch Spaß und machen – und auch etwas, was leicht geht, kann wertvoll sein.
Wenn du es schaffst, deinen Geist auch für Leichtigkeit zu öffnen, kann dein Ehrgeiz nicht nur für dich, sondern auch für deine Mitmenschen zu einer ansteckenden Bereicherung werden.

  • Ich bin der/die Hektiker/in

Dir kann es helfen zu sehen und zu erleben, dass Zeit und Ruhe eine gute Investition sind, um Fehler zu vermeiden und Mehrfacharbeiten zu verhindern.  Dafür darfst du auch mal dein Umfeld um mehr (Bedenk-)Zeit bitten! Dir selbst auch mal Atempausen zu gönnen und mal gaaaanz tieeef ein- und wieder ausatmen, bevor du sprichst oder handelst. Das kannst du üben, z.B. mit kleinen Atem-Meditationen. Hilfreiche Affirmationen könnten sein “In der Ruhe liegt die Kraft” oder “Ich darf mir die Zeit geben, die ich brauche”. Schließlich kannst du selbst entscheiden, wann und ob du dich beeilst. Wenn du deine automatischen, nervösen Reaktionen immer wieder bewusst unterbrichst, dann kannst du für deine Mitmenschen eine zuverlässige Quelle werden, wenn es darum geht, Dinge schnell und effektiv geregelt zu bekommen.

  • Ich bin der/die Weltretter/in

Die Frage, die du dir als Weltretter immer wieder stellen darfst, ist simpel: „Liegt das, was ich gerade tue, wirklich in meiner Verantwortung?“. Und in deiner Arbeit auch gern mal: „Werde ich dafür bezahlt?“. Es tut dir gut, wenn du dich auf deine Ziele fokussieren lernst. Dadurch kommst du mit Projekten weiter, die auch wirklich deine sind. Es entspannt ungemein, wenn man nicht mehr für alles zuständig ist! So wirst du für deine Mitmenschen zu jemanden, auf den man sich verlassen kann und der auch genug Kraft hat, um Dinge zu Ende zu bringen.

  • Ich bin der/die Helfer/in

Für was oder wen auch immer du dich einsetzt, frage dich: „Wurde ich wirklich gefragt oder habe ich mich aufgedrängt?“. Als Helfer ist es sinnvoll, sich das Thema „Vertrauen“ näher anzusehen. Kommt deine helfende Hand aus der Vermutung, dass du Anderen nicht zutraust, mit einer Situation zurecht zu kommen? Was gibt dir ein Hilfsangebot? Fühlst du dich dadurch größer, stärker, mächtiger oder wissender? Wenn du deine eigene wahre Motivation kennst, kannst du das automatische Verfallen in eine Helfer-Rolle besser verhindern. Ein Helfer ist, wenn er den Unterschied zwischen „Helfen können“ und „Helfen müssen“ kennt, eine sehr wichtige Säule für Teams und natürlich auch im Privatleben.

Wie geht es nun weiter?

Jetzt kennst du wahrscheinlich deine primären Antreiber und auch deren Potentiale. Da aber viele Glaubenssätze unbewusst und im Hintergrund ablaufen – und sich die Stimme des Antreibers gut als die eines alten Bekannten tarnt – macht es durchaus Sinn, diese Glaubenssätze aufzudecken und aufzulösen.

Wenn du als Coach oder Berater tätig bist, dann sind Techniken der Glaubenssatzarbeit ein wichtiger Bestandteil deines Methodenkoffers, die du auch während deiner Ausbildung lernst.

Welche nährenden Quellen es für die Glaubenssatzarbeit bei inneren Antreibern gibt, schauen wir uns im dritten und letzten Teil dieser Artikelreihe genauer an.