In den vergangenen Artikeln dieser Reihe (Teil 1, Teil 2) haben wir uns angesehen, welche unterschiedlichen inneren Antreiber es gibt, was ihre Herausforderungen in Zeiten von Stress sind und welche positiven Aspekte sie für unseren Alltag beinhalten. Zu wissen, wie wir ticken und welche Rollen wir bei Stress einnehmen, ist ein guter Beginn. Manchmal reicht es aber nicht, diese nur zu kennen – wir wollen hinderliche Glaubenssätze auch überwinden und zwar auf eine sanfte Art und Weise und nicht mit Gewalt.
Denn eines ist in der Glaubenssatzarbeit gleich zu Beginn wichtig: Druck führt nur zu mehr Gegendruck und mit der Brechstange die eigenen Glaubenssätze „weg machen“ zu wollen, führt nicht zum Ziel. Schließlich haben sie sich über unser ganzes Leben in unserem Unterbewussten angesammelt – viele davon halten wir möglicherweise sogar für unsere Identität, das, was uns ausmacht.
Egal ob wir uns selbst coachen oder als Berater/in mit Klienten arbeiten, ein reichhaltiger Methodenkoffer hilft uns immer dabei, ein Problem von verschiedenen Seiten zu betrachten und auf positive Ressourcen zurückgreifen zu können.
5 nährende Quellen für die Glaubenssatzarbeit
Wir haben hier in unserem Blog schon öfters über unterschiedliche nährende Quellen geschrieben – zum Beispiel im Artikel über Resilienz, oder über Kreativität und Pausen. Folgende 5 praktische Tipps können dir aber besonders bei der Arbeit mit Glaubenssätzen hilfreich sein:
1. Ich entscheide über meine Handlungen!
Lass uns diese Quelle kurz „Selbstermächtigung“ nennen, denn es geht darum, dir deine Macht über deine Glaubenssätze bewusst zu machen. Mach dir klar, dass du deinen inneren Antreibern nicht folgen musst – niemand zwingt dich dazu, den Stimmen in deinem Inneren zu folgen. Möglicherweise wird dir der innere Antreiber drohen, was alles passieren wird, wenn du ihm nicht folgst. Wenn dein primärer Antreiber zum Beispiel der Weltverbesserer ist, dann wird er dir erzählen, dass die Welt ohne dich und dein Zutun sich nicht weiter drehen wird. Möglicherweise bezahlst du einen Preis, wenn du deinem inneren Antreiber nicht folgst, aber mach dir bewusst, dass du immer einen Preis bezahlst, egal was du tust oder unterlässt. Die Frage ist nur, welcher Preis dir angemessen erscheint und das entscheidest DU!
2. Ich kann meine Glaubenssätze hinterfragen!
Was immer dir die inneren Antreiber-Stimmen erzählen, du hast immer die Möglichkeit, diese zu hinterfragen. Besonders solltest du das tun, wenn eine Stimme dir sagt, dass man sie nicht hinterfragen dürfte! Es ist nämlich ein Erkennungszeichen von inneren Antreibern, dass sie sich durch Absolutismen ausdrücken, die sich als „die Wahrheit“ ausgeben. Stelle dir Fragen wie „Was hat es in meinem Leben bisher bewirkt?“, „Wird mich diese Überzeugung weiter bringen?“, oder „Wem nützt sie?“.
Solltest du mit The Work von Byron Katie vertraut sein oder diese Methode in einer unserer Ausbildungen gelernt haben, so kann dies eine große Hilfe beim Hinterfragen deiner Glaubenssätze sein.
3. Ich kann mich selbst beobachten!
Um eine Meta-Position auf dich selbst zu bekommen, hilft zum Beispiel die Übung, dir vorzustellen, du würdest ein Video einer bestimmten Lebenssituation drehen und dann siehst du es dir als neutraler Beobachter an. Dadurch kommt es zu Erkenntnissen wie „Oh, da war ich wieder mal hektisch, perfektionistisch etc.“ und damit zu einem Abstand zu Glaubenssätzen und automatisch ablaufenden Verhaltensmustern.
Diese Beobachtung allein trägt schon zu einer Veränderung bei und du musst nicht die Absicht verfolgen, dich noch zusätzlich ändern zu müssen.
4. Ich kenne meine Stressquellen!
Wie in den vergangenen Artikeln dieser Serie bereits erwähnt, werden unsere inneren Antreiber besonders in stressvollen Zeiten zu einer Belastung und verstärken dann ihren Einfluss. Umso wichtiger ist es daher, unsere Stressquellen zu kennen. Folgende Fragen können dabei unterstützen:
„Was genau stresst mich?“
„Kann ich etwas zu den Ursachen beitragen?“
„Welche Rolle spielt das Umfeld/Mitmenschen und habe ich Einfluss darauf?“
5. Ich muss nicht so streng mit mir sein!
Wenn wir ehrlich zu uns sind, so würden wir niemals mit anderen Menschen so sprechen, wie es unsere inneren Antreiber mit uns tun.
Es tut gut, auch manchmal mit Stolz auf eigene Leistungen zurückzublicken – ganz ohne Hektik, Perfektionismus oder die Welt retten zu müssen.
Wohlwollend auf die eigenen Talente, seinen Mut zur Veränderung oder auf das eigene Verantwortungsbewusstsein zu blicken, bringt uns ab von einer überzogenen Selbstkritik und hin zu den positiven Aspekten und Ressourcen, die wir schon im 2. Teil besprochen haben.
Je liebevoller und dankbarer du mit dir selbst umgehst, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dich in den inneren Antreibern zu verlieren.
Wenn du deine inneren Antreiber kennst, dir auch ihrer positiven Eigenschaften bewusst bist und weißt, wie du auf nährende Ressourcen zurückgreifen kannst, bist du optimal vorbereitet, wenn es das nächste Mal in deinem Inneren wieder mal heißt: „Streng dich an!“ oder „Reiß dich zusammen!“.