In der Geschichte der Kunst und Literatur gibt es immer wieder den Archetyp des grübelnden und  Künstlers, der durch seinen eigenen Leidensweg zu ungeahnter Kreativität gekommen ist – man denke an Vincent van Gogh, Beethoven oder Franz Kafka.
Neueste Studien zeigen aber, dass Kreativität weniger mit Kampf und Schwierigkeiten zu tun hat, sondern viel eher mit Entspannung.
Viele berühmte Künstler, Erfinder und Wissenschaftler sind nämlich zu ihren Durchbrüchen erst dann gekommen, als sie ihren Geist wandern ließen.

Zum Beispiel Nikola Tesla, der 1881 auf einer Reise nach Budapest ernsthaft krank wurde. Dort traf er seinen alten Studienkollegen Anton Szigeti, der mit ihm viel spazieren ging, um sich wieder zu erholen. Als sie eines Abends den Sonnenuntergang beobachteten,
kam Tesla eine wesentliche Einsicht über Magnetfelder, die später zu einem Durchbruch in der Elektro-Mechanik führte.

Oder der Chemiker August Kekulé, der im 19. Jahrhundert durch einen Tagtraum über das Bild einer Schlange, die ihren eigenen Schwanz frisst, zur Einsicht über die Ringstruktur der chemischen Verbindung Benzol gekommen ist.
Einer der bekanntesten Beispiele ist aber Albert Einstein, der durch seine Liebe zur Musik – insbesondere Mozart – erst Lösungen zu komplexen Themen fand.

Heureka!

Einfach gesagt, passieren kreative Einfälle eher, wenn unser Verstand im Ruhemodus ist oder ohne Fokus Tagträumen nachgeht.
Nicht umsonst heißt es, dass einem die besten Ideen unter der Dusche (oder auf der Toilette) kommen.

Eine aktuelle Studie an der Universität von Kalifornien rund um Johnathan Schooler veranschaulicht diese Zusammenhänge sehr deutlich.
Ganz konkret wurde gezeigt, dass die Studienteilnehmer/innen eine herausfordernde Aufgabe am besten lösen bzw. erlernen,
wenn sie zuvor einer einfacheren Aufgabe (die den Geist wandern lässt) nachgehen,
bevor sie sich an die schwierigere machen. Dadurch soll eine Balance zwischen linearen Denken (mit starken Fokus) und kreativen Denken (mit dem Verstand im „Tagtraummodus“) hergestellt werden.

Ein Wechsel zwischen diesen unterschiedlichen Modi scheint der optimale Weg zu sein, um mit jeglicher Herausforderung bzw. Problemlösung optimal umzugehen.

Wie unser modernes Leben Kreativität erschwert

Wir gehen oft durch unser Leben ohne unserem Gehirn die nötigen Ruhephasen zu gönnen.
In der Arbeit sind wir gewohnt, uns so gut wie möglich auf Aufgaben zu konzentrieren,
Probleme zu analysieren, Daten zu organisieren etc.
Alles Aktivitäten, die Fokus benötigen.
Während der wenigen Auszeiten nehmen wir dann unsere Handys zur Hand, kommunizieren in Social Networks und surfen im Internet.
Unsere Herausforderung ist es, unserem Gehirn mal eine Pause zu gönnen.
Wenn unser Gehirn ständig damit beschäftigt ist, Informationen zu verarbeiten, hat es wenig Möglichkeiten die Gedanken schweifen zu lassen und sich in Tagträumen zu verlieren.
Zum Glück gibt es einige – von Studien belegte – Veränderungen, die wir einfach umsetzen können, um unsere Kreativität zu steigern.

Spazier dir den Weg zur Kreativität

Mach es Charles Dickens und J.R.R. Tolkien nach und mache lange Spaziergänge – ohne dein Handy – zu deiner Gewohnheit.
Eine Studie aus dem Jahr 2014 zeigte, dass Menschen, die täglich spazieren gehen, in Tests über kreatives Denken besser abschnitten als welche, die nicht spazieren gehen. Außerdem waren jene Teilnehmer, die in der freien Natur unterwegs waren, jenen, die nur auf Laufbändern in Fitness-Studios trainierten, in Kreativität und Imagination deutlich überlegen.

Versuche etwas Neues

Statt dich kontinuierlich auf einen Tätigkeitsbereich zu fokussieren, versuche einfach mal etwas Neues. Das kann so etwas Simples sein wie die Zähne mal mit der anderen Hand zu putzen oder einen gewohnten Weg rückwerts oder mit geschlossenen Augen zu gehen.
Ein neues Hobby, ein veränderter Arbeitsbereich, Reisen oder neue Bekanntschaften zu machen führen auch automatisch
zu einer Erweiterung unseres Horizonts und damit zu neuen kreativen Ideen.

Nimm dir mehr Zeit für Spaß und Spiel

Wie Stuart Brown in seinem Buch „Play“ beschreibt, sind Menschen die einzigen Säugetiere, die es leider als Erwachsene verlernt haben zu spielen.
Das ist schade, denn ein spielerischer Zugang verbessert unsere Stimmung und lässt uns kreativer und glücklicher werden.
Noch dazu bringt es uns weg von Grübel und Selbstzweifel.

Wechsel zwischen konzentrierter Arbeit und weniger intellektuell fordernden Tätigkeiten

Wie oben schon angedeutet, braucht unser Gehirn den Kontrast. So wie wir Tiefschlaf brauchen, um körperlich und psychisch gesund zu bleiben und das tagtäglich Erlebte zu verdauen, brauchen wir die Ruhepausen während unseres Tages für Tagträumereien und zur Steigerung
unserer Problemlösefähigkeit in einer kreativen Art und Weise.

Tagträumen, die Gedanken schweifen lassen und nichts “richtiges“ oder sinnvolles tun sind Fähigkeiten, die uns leider oft abhanden gekommen sind.
Dabei würde es unserer Kreativität (und uns als Ganzes…) gut tun, diese Fähigkeiten wieder zu stärken oder neu zu erlernen.
Vielleicht fällt es mit diesen Hinweisen dem inneren Kritiker leichter,
uns Phasen des „Nichts-Tuns“ zu erlauben, denn nun weiß er ja, dass es für einen guten Zweck ist. ;-)

Wir wünschen Dir viel Spaß beim „Nichts tun“!