John Montagu, der 4. Earl of Sandwich, war ein britischer Aristokrat und Politiker und lebte im 18. Jahrhundert. Er liebte es Karten zu spielen und da er es mindestens genauso liebte zu essen, hatte er ein Problem. Beides zusammen ergab nämlich regelmäßig eine ziemliche Sauerei.
So entwickelte er die geniale Idee, sein Fleisch zwischen zwei Toastbrotscheiben zu verspeisen und hatte dadurch immer eine Hand frei für seine Karten.
Das somit neu erfundene „Sandwich“ wurde zu einer der beliebtesten Essens-Erfindungen in der westlichen Welt.

Die Wahrscheinlichkeit, dass du dich nun in Zukunft an die Entstehungsgeschichte des Sandwich erinnerst, ist relativ hoch. Zumindest um einiges höher, als würdest du nur eine trockene Liste oder Faktensammlung lesen.
Seit über 27.000 Jahren und den ersten Höhlenmalereien gehört Geschichten erzählen zu den wesentlichen Bestandteilen der Kommunikation – aus gutem Grund.

Wie unser Gehirn aktiv wird, wenn wir Geschichten hören

Wir alle hören gerne Geschichten, ob nun in Form eines Romans, eines Films oder einfach von einem Freund, der uns erzählt, was er erlebt hat.
Aber warum fühlen wir uns eigentlich so involviert, wenn wir diese Erzählungen hören?

Es ist eigentlich ganz einfach. Wenn wir einer PowerPoint-Präsentation mit langweiligen Aufzählungen folgen, werden bestimmte Gehirnareale aktiviert. Wissenschaftler nennen diese Broca bzw. Wernicke Areale. Kurz gesagt sind das jene Bereiche im Gehirn, die für die Spracherkennung und Verarbeitung zuständig sind. Das war es aber auch schon.

Wenn wir aber einer Geschichte lauschen,  hat das viel prägnantere Auswirkungen. Es werden nicht nur die Zentren für die Sprachverarbeitung angesprochen, sondern auch all jene Gehirnareale, die wir benötigen würden, wenn wir selbst diese Situation erlebt hätten.
Wenn uns jemand von einem köstlichen Essen erzählt, wird zum Beispiel auch unsere Gehirnregion für Sinneseindrücke aktiv. Wenn es um motorische Abläufe in einer Geschichte geht, dann werden auch unsere  motorischen Gehirnbereiche aktiviert.

Bei einer spanischen Studie wurde die Gehirnaktivität von Teilnehmer/innen gemessen, während sie Sätze wie „John greift nach einem Gegenstand“ oder „Pablo tritt den Ball“ lasen. Die Scans zeigten klar, dass bei diesen Sätzen der motorische Cortex – also jener Gehirnbereich, der für unsere Körperbewegungen zuständig ist – aktiviert wurde.

Eine Geschichte kann also unser gesamtes Gehirn aktivieren.

…und es wird noch besser!

Geschichte, die wir selbst erlebt haben und die Veränderungen in uns bewirkt haben, können durch das Erzählen auch bei anderen Menschen diese Veränderung bewirken. Das Gehirn des Erzählers und das des Zuhörers können sich synchronisieren, wie eine Princeton Studie um Uri Hasson herausfand.
Alles was wir erleben, können wir also durch das Erzählen des Erlebten auch in unserem Gegenüber zum Leben erwecken, da die selben Gehirnareale aktiv werden.

Nun wissen wir, dass unsere Gehirne durch Geschichten besser lernen, aber noch nicht warum.
Die einfache Antwort darauf ist: Weil unsere Gehirne von der Evolution für Geschichten gemacht wurden!

Eine Geschichte, wenn wir sie in ihre einfachste Form runter brechen, ist eine Verbindung von Ursache und Wirkung – und genau so funktioniert unser Gehirn. Wir denken den ganzen Tag in Geschichten und im Kontext von Ursache und Wirkung – egal, ob wir an unsere Einkaufsliste oder an unseren Partner zuhause denken.
Immer wenn wir eine Geschichte hören, beziehen wir diese automatisch auf selbst bereits Erlebtes. Deswegen funktionieren Metaphern so gut, wie ein gut geöltes Getriebe. Während unser Gehirn nach vergleichbaren Erlebnissen sucht, aktivieren wir jene als „Inseln“ bezeichneten Regionen, die unser Erleben mit Gefühlen (Lust, Schmerz, Anziehung, Abstoßung etc) verbindet.

Wir verbinden also Metaphern und tatsächlich Erlebtes automatisch. Unser Gehirn sucht immer nach einem „Ursache-Wirkung-Muster“ in Zusammenhang mit Situationen, die wir schon erlebt haben.

 3 geniale Möglichkeiten, die Kraft der Geschichten in deinem Alltag einzusetzen

  • Ersetze Vorschläge/Handlungsaufforderungen durch das Erzählen von Geschichten

Kennst du die Situation, wenn dir ein guter Freund eine Geschichte erzählt und 2 Wochen später erwähnst du diese Geschichte selbst, als ob sie deine eigene wäre?
Das ist total normal und im Grunde eine der effektivsten Methoden, um jemand anderen mit deinen Gedanken und Ideen an Bord zu holen.
Das nächste Mal, wenn es dir schwer fällt, dein Gegenüber mit ins Boot zu holen, versuche es einfach mit einer Geschichte, deren Ergebnis das Verhalten ist, das du dir wünscht.

  • Schreibe und kommuniziere mit mehr Einfluss durch den Einsatz von Geschichten von dir oder einem Experten

Im Grunde sehr simpel. Wenn du selbst keine gute Geschichte zu einem Thema parat hast, dann zitiere einfach einen Experten auf diesem Gebiet. Es kommt zu einem Transfer von Autorität in diesem Bereich.

Wie die Studie von DDr. Univ. Prof Besserwisser zeigt….. ;)

  • Eine einfache Geschichte ist erfolgreicher als eine komplizierte. 

Manchmal denken wir, dass unsere Geschichten nur dann interessant sind, wenn sie besonders komplex und detailliert sind. Es ist aber so: Je einfacher die Geschichte ist, desto eher wird sie behalten.
Einfache Sprache aktiviert auch jene Gehirnareale besser, die uns einen Bezug zu den Abläufen und Erlebnissen herstellen lassen. Wir können uns so besser auf eine Sache konzentrieren.
Versuche Adjektive und komplizierte Worte zu reduzieren und durch eine herzlichere Sprache zu ersetzen.

Dies ist nur ein erster kleiner Einblick in die Macht und Magie von Geschichten. Es gibt noch so viel mehr darüber zu erzählen…. Wie Coaches ganz gezielt in Beratungen mit Geschichten arbeiten, lernst du in unseren Ausbildungen – und vielleicht erfährst du auch noch ein paar Hintergründe in einem zukünftigen Posting hier auf unserem Blog….. :)