Wir gehen halbherzige Kompromisse ein. Wir nehmen den Weg, den wir immer schon gegangen sind. Wir sprechen mit denselben Menschen, an denselben Orten und manche werden dann morgens wach und fragen sich, warum sich nichts ändert. Ein Plädoyer für mutiges Handeln, das Ungemütliche und den Versuch, das Unmögliche zu erreichen.  

In uns allen schlummert irgendwo ein kleiner Schweinehund, der uns zur Bequemlichkeit nötigt. Auch wenn viele ihn gerne loswerden würden, so lassen wir uns doch immer wieder von ihm hinreißen. Doch warum verbringen wir so gerne Zeit in unserer Komfortzone und was passiert, wenn wir sie verlassen?  

Die Reise in die Wachstumszone

Besonders in der warmen Jahreszeit packen wir gerne unsere Koffer und machen uns teils für mehrere Wochen auf in fremde Länder, erkunden neue Kulturen. Das fällt manchen leichter und anderen schwerer. 

Verständlich, schließlich weiß man nie, was einen auf der anderen Seite einer Grenze erwartet. Vielleicht wird es schwierig, sich an das landestypische Essen zu gewöhnen, vielleicht verstehen wir die Sprache nicht oder haben Probleme, das Verhalten der Einheimischen richtig zu interpretieren. 

Am Ende werden wir allerdings meist reich belohnt – mit bunten Eindrücken, herrlichen Aussichten und einem Rucksack voller Erinnerungen. Genauso verhält es sich mit dem Schritt aus der Komfortzone hinaus, dorthin, wo Herausforderungen auf uns warten und wo es gilt, an ihnen zu wachsen.  

Die Grenzen im eigenen Kopf

Österreich ist ein Land, in dem die Fehlerkultur Luft nach oben hat. Hier wird das Scheitern vielerorts als negativ empfunden, weshalb Risiken häufig gar nicht erst eingegangen werden – nicht nur im beruflichen Kontext. Zweifel, Ängste und die berüchtigte Frage “Was wäre, wenn…?” sind zu präsent. Zu versteckt ist hingegen der Gedanke, dass in Fehltritten großartige Gelegenheiten zur Weiterentwicklung stecken. 

Während wir häufig glauben, die Meinungen der Personen um uns herum und äußere Umstände würden uns daran hindern, unseren wahren Zielen und Träumen nachzugehen, so sind es meist doch die Grenzen, die wir uns selbst aufziehen. Um das zu unterlassen, ist es hilfreich, sich mit seinen Ängsten und möglichen Risiken bei Entscheidungen auseinanderzusetzen. 

Das Risiko, welches es wert ist

Chris Hadfield ist ehemaliger kanadischer Astronaut. Er hat über 165 Tag im Weltraum verbracht – in einem Umfeld, das lebensfeindlicher kaum scheinen könnte. Warum setzt jemand sein Leben aufs Spiel, “nur” um ins Weltall zu fliegen? Schwingt da nicht eine Unmenge an Angst mit? Möglich, doch seiner Meinung nach ist das beste Mittel gegen Angst die Kompetenz.  

Hadfield erklärt in einem Online-Kurs, dass kein Astronaut ins Weltall fliegt und seine Finger überkreuzt, in der Hoffnung, es würde schon alles gut gehen. So gehen Astronauten nicht mit Risiko um, sondern mit sorgfältiger Vorbereitung: “Wenn ich nach draußen zum Raumschiff gehe, weiß ich, dass es gefährlich wird, aber ich habe keine Angst.” Gefahr und Angst seien nicht als synonym zu betrachten, sagt Hadfield. (Mehr zum Thema Angst findest du übrigens in diesem Artikel) 

Der Raumfahrer fügt hinzu, dass der Gedanke, eine risikoreiche Angelegenheit meistern zu müssen, auch als Ansporn dienen könne. Daraus können wir Motivation schöpfen, um Probleme zu lösen und Dinge zu erreichen, von denen wir der Überzeugung sind, dass sie das Risiko wert sind. 

Conclusio: Sind wir der Überzeugung, dass es sich lohnt, ein gewisses Wagnis einzugehen, um einen Traum oder eine Idee zu verwirklichen, so sollten wir uns nicht von diesem Risiko hindern lassen. Im Gegenteil sollten wir das Potenzial, zu scheitern, als Ansporn betrachten.  

“Das Geheimnis der Freiheit ist der Mut”
Perikles

Der wissenschaftliche Hintergrund

“Den Mutigen hilft das Glück”, besagt ein lateinisches Sprichwort. Die Sache mit dem Mut erscheint dadurch so einfach: Wage das Unmögliche. Tu das, was du nicht kannst und das Glück ist auf deiner Seite. In der Praxis kommt es uns oft etwas komplizierter vor. 

Die Wissenschaft zeigt, dass Mut – wie der Großteil unserer Verhaltensweisen – entweder angeboren ist oder erlernt werden kann. In seltenen Fällen fehlt auch schlichtweg völlig das Risikobewusstsein. Das konnte beispielsweise bei Extremsportler*innen festgestellt werden. 

Der “erlernte Mut” hat dabei einen entscheidenden Vorteil. Handeln wir bewusst mutig, weil wir es uns selbst antrainiert haben, so wird unser Belohnungssystem im Gehirn aktiviert. Wir schütten das Gute-Laune-Hormon Dopamin aus und verspüren umgehend das Gefühl, dass sich etwas ausgezahlt hat. 

Wer also von Zeit zu Zeit bewusst die Entscheidung trifft, das zu tun, was auf den ersten Blick beängstigend wirkt, belohnt sich selbst. Das Glücksempfinden kann viel höher werden als durch die Entscheidung für die augenscheinlich “einfachere” Variante.  

Forschungen belegen zudem, dass wir aus solchen Erfolgserlebnissen unbewusst lernen. Wir entwickeln neue Wertesysteme, die auch zukünftige Entscheidungen entsprechend prägen. Es entsteht ein für uns positiver Domino-Effekt.  

Mutiges Handeln in der Praxis

Was kann all das für uns also im Alltag bedeuteten? Kurz gesagt: Es lohnt sich, die extra Meile zu gehen. Vielleicht nicht immer, doch häufig und selbst wenn es sich nicht im ersten Moment lohnt, so können wir doch daran wachsen. 

Wer ständig tut, was er immer schon getan hat, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit dort bleiben, wo er immer schon war. Wer es wagt, Risiken abzuwägen und neue Wege einzuschlagen – sei es eine berufliche Umorientierung, ein Umzug, ein “Ja” zu einem Abenteuer oder ein Neustart mit einem anderen Menschen – wird Veränderungen in seinem Leben spüren. 

Wenn du also das Gefühl hast, etwas nicht zu können, stell dir die Fragen, wer das sagt, warum du das glaubst und wie du es doch schaffen könntest – und nur eine mutige Entscheidung weiter, kannst du dir selbst dann dabei zusehen, wie du das tust, was du “nicht kannst” 😉  

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