Wie wir bereits in einem vorangegangenen Artikel berichtet haben, ist die “Ausbildung zum pferdegestützten Coach/Trainer” neu in unserem Ausbildungsprogramm.
Die Ausbildung selbst findet bei unserem Partner “Pferdebrücke” statt, unter der Leitung der erfahrenen Trainerin Mareike Ahrend.
Um einen persönlichen Einblick in Mareikes Arbeitswelt zu geben, haben wir sie zu einem Interview gebeten – denn niemand kann die Coaching-Arbeit mit Pferden besser beschreiben als jemand, der tagtäglich damit zu tun hat.

Liebe Mareike, wie bist du zum Coaching mit Pferden gekommen?

Seit meiner Kindheit bin ich in Ställen zu finden. Als Jugendliche erfüllte sich endlich der Traum vom eigenen Pferd und ich wollte unbedingt beruflich mit Pferden arbeiten. Vernunftsbedingt lernte ich erst mal etwas „Ordentliches“ und ich wurde Sonderschullehrerin, parallel dazu machte ich die Ausbildung zum Trainer C Reiten. Nach einigen Jahren absolvierte ich die Ausbildung zur Lebens- und Sozialberaterin, wurde Trainerin der Erwachsenenbildung und Supervisorin. Ab da war klar, dass ich diese Berufung mit meiner Passion für die Pferde kombinieren wollte. Seitdem bin ich glücklich und erfolgreich als Coach und Trainerin und liebe meinen Beruf.
Ich biete seit mehreren Jahren pferde- und eselgestütztes Coaching für Kinder, Jugendliche und Erwachsene an. Auch gebe ich Seminare zu den Themen Führung und Perönlichkeitsentwicklung.

Was ist deine Coaching Eigenart oder Spezialität?

Ich arbeite im Coaching lösungs- und ressourcenorientiert. Das heißt, es geht nicht um das „Warum?“, sondern um das „Wohin soll es gehen?“ und „Wofür ist es mir wichtig?“ Das aktiviert Kräfte, um ein Ziel, ein neues Verhalten leichter zu erreichen. Die Pferde unterstützen dabei ganz wunderbar. Mal einfach nur über ihr „Dasein“, während sie spüren, wie es einem Klienten geht. Dann kommen sie manchmal ganz nah und lassen die Nähe spüren, während jemand gedankenverloren in ihrer Mähne krault.
Ein anderes Mal, wenn es zB ums Grenzen setzen geht, dürfen sie aktiv mitarbeiten. Wenn sich ein Klient Raum verschaffen möchte, dann kann er seine Körperhaltung, Stimme und Ausstrahlung direkt üben und beispielsweise das Pferd, ohne es zu berühren, wegschicken. Das geht bei manchen Pferden leicht, bei anderen schwieriger. Wie bei seinen Mitmenschen halt auch. Manche Menschen nehmen Grenzen wahr und achten sie. Andere sehen sie zwar, gehen aber trotzdem drüber. Und genau so ist es bei den Pferden auch.
Das Verhalten der Pferde für den Klienten verständlich zu machen und dann den wichtigen Transfer in den Alltag zu gestalten, um den Coachingprozess wirksam werden zu lassen, sehe ich als eine meiner Stärken im Coaching.

Welche Herausforderungen haben deine Coaching-Klienten?

Meine Coaching-Klienten kommen oft mit persönlichen Herausforderungen, die einfach den nächsten Schritt in ihrer Entwicklung darstellen. Manche möchten sich besser abgrenzen können und „Nein“ sagen können. Einige fühlen sich in ihrem momentanen Alltag nicht mehr wohl, wollen etwas verändern und wissen noch nicht wie oder was. Und andere kommen mit konkreten Themen wie einer Entscheidungssituation, die gerade sehr wichtig für sie ist.

An welchen Schwächen kannst du besonders gut arbeiten?

Wenn ich manchmal unzufrieden oder gestresst bin und so zu den Pferden gehe, dann spiegeln sie das unmittelbar. Dann sind auch sie unruhig, schmeißen die Scheibtruhe um, bleiben beim Putzen nicht stehen. Je gestresster ich bin, desto anstrengender ist die Arbeit mit Pferden. Wenn mir mein Zustand gespiegelt wird, dann achte ich inzwischen klarer auf meinen State und versuche im Hier und Jetzt anzukommen. Streichel ruhig über den Hals und komme dabei bewusst runter. Immer wieder muss ich dabei über mich selbst schmunzeln und überlege mir, wer es mir heute an Menschen schon gezeigt hat, wie ich drauf bin. Von den Pferden kann ich das Feedback definitiv leichter nehmen. ☺

Wie kann man mit Pferden Talente erkennen und fördern?

Pferde reagieren unmittelbar auf das Verhalten des Menschen. Sie zeigen die Stärken auf, ebenso wie die Entwicklungspotentiale. Gerade bei Seminaren, wenn ich mit mehreren Pferden und Menschen gleichzeitig arbeite, fällt das auch den Teilnehmern besonders auf. Was mit Hafistute Luzia bei Person A leicht und mühelos aussieht, klappt bei Person B erst nach mehreren Anläufen. Wenn dann aber Queen zum Einsatz kommt, ist plötzlich alles anders. Während man bei Luzia eher bestimmter auftreten kann, funktioniert das bei der sensiblen Queen überhaupt nicht. Das ruhige und doch selbstbewusste Führen lässt sich bei Queen hervorragend üben.
Man kann sich selbst immer wieder neu ausprobieren und bekommt unmittelbar Feedback auf seine Veränderung. Dadurch wird das Erkennen der eigenen Potentiale besonders deutlich.

Wie möchtest du anderen Menschen damit helfen?

Ich unterstütze Menschen unheimlich gerne in ihrer persönlichen Entwicklung. Manchmal dreht man sich selbst im Kreis und kommt nicht weiter. Durch einen Coach und die Pferde neue Sichtweisen und Blickwinkel zu bekommen finde ich sehr wertvoll.
Mein persönliches Motto ist: „Sei frech und wild und wunderbar!“ Das Leben muss nicht schwer sein, es darf auch leicht gehen. Und meine Klienten zu unterstützen, ein Stück Leichtigkeit ins Leben zu bringen, finde ich wunderbar!

Wie sieht die Lösung mit Pferden zu den oben angesprochenen Problemen der Klienten aus?

Die Lösung ist stets individuell.
Ein gemeinsamer Nenner sind neue Sichtweisen, die wir gemeinsam erarbeiten. Es gibt nicht nur das eine oder das andere, sondern es gibt noch viel mehr. Unterschiedliche Betrachtungsweisen zu haben schafft neue Denk- und Verhaltensmöglichkeiten. Die Klienten erlangen neue Wahlmöglichkeiten und fühlen sich dadurch wieder selbstbestimmter und freier. Die Pferde sind in diesem Prozess sehr hilfreich und wichtig. Ich kann vorher nicht wissen, wie sich das Pferd im Coaching verhalten wird. Manchmal sind es Kleinigkeiten, die Pferde tun und die dann doch entscheidend sein können. Wenn das Pferd zB anfangs ganz nah dabei ist, plötzlich jedoch keinen Kontakt mehr haben mag und geht. Das kann sehr viel auslösen und zu neuen Lösungsmöglichkeiten beitragen.

Was können Pferde NICHT im Coaching bieten?

Sie können NICHT den Status eines Menschen erkennen. So gerne es ein Direktor vielleicht erleben möchte oder vielleicht auch insgeheim erwarten würde, sofort im Führungskräftetraining von den Pferden auf Grund seines Standes anerkannt zu werden.
Und sie sind nicht die Haupt-Coaches. Sie unterstützen den Prozess wunderbar, decken auf, inspirieren, fordern heraus und machen Dinge sichtbar. Jedoch hat der Coach/Trainer eine ganz entscheidende Rolle in dem Beziehungsdreieck Mensch/Pferd/Klient und steuert durch gezielte Fragen, seine Beobachtungen, das Feedback, die Interventionen und den Transfer durch den Prozess.

Was ist das Schönste für dich in der Arbeit mit Pferden und wie erkennst du, dass deine Klienten Erfolg haben und zufrieden sind?

Ich bin immer wieder selbst erstaunt, wie viel die Pferde spiegeln und spüren. Mit ihnen gemeinsam Menschen zu unterstützen macht mich glücklich und zufrieden. Es ist die Erfüllung eines Traumes, Berufung und „Lebenshobby“ verbinden zu können und dabei Gutes zu tun.
Dass meine Klienten zufrieden sind, merke ich an ihrem veränderten State. Sie haben oft „Aha-Momente“, die den Blick verändern und sofort einiges an Leichtigkeit kommen lassen. Es wird dann erleichtert gelacht, viel reflektiert und nachgedacht. Das Problem, mit dem sie kamen, erscheint plötzlich weniger groß und sie sehen die Lösungsmöglichkeiten.
Und ich merke es daran, dass sie wiederkommen und mich weiterempfehlen ;-). Einige schicken mir auch Nachrichten, um von ihren Erfolgen zu berichten.
Dass meine Tiere an der Arbeit Spaß haben, merke ich daran, dass sie schon vor der Coachinghalle warten, wenn ich sie rufe. Nehme ich dann nur ein Pferd hinein, schauen die anderen meist interessiert zu und klopfen an die Wand, weil sie auch dazu kommen möchten.

Welche positiven Ressourcen können die Klienten mitnehmen und in ihrem Leben umsetzten?

Oft bekomme ich das Feedback, dass sie sich in Situationen im Alltag an bestimmte Momente mit den Pferden und das dazugehörige Gefühl erinnern. Zum Beispiel an ein Gefühl der Stärke, der Bestimmtheit, der Leichtigkeit und diese Referenzerfahrung dann in den Alltag übertragen können.

Wie verbringst du deine “private” Zeit mit Pferden am liebsten?

Ich genieße die Zeit mit meinen Tieren, wenn etwas sein kann, aber nichts muss. Wenn ich in den Stall oder auf die Koppel gehe, um sie zu beobachten und ihre Nähe zu genießen. An manchen Tagen kommen gleich mehrere her und wollen kuscheln. An anderen Tagen kommt nur einer kurz her, um mich zu begrüßen und geht wieder zur Herde zurück. Dann kann ich mich irgendwo hinsetzen und ihnen zusehen, schauen wie es ihnen geht.
Das ist für mich so, wie wenn andere täglich ihre Yogaübungen machen. ☺

Es fühlt sich wunderbar an, den Tag mit seinem Pferd zu verbringen und gemeinsam etwas Gutes bewirkt zu haben. All das, was ich unheimlich gerne tue, kann ich dabei kombinieren. Meine Liebe zu den Tieren, die Leidenschaft fürs Coaching, Menschen zu unterstützen. Das macht mich zufrieden und „rund“.

Wir danken Mareike Ahrend von der “Pferdebrücke” für ihre Bereitschaft, so ausführlich auf unsere Fragen zu antworten und uns einen Einblick in ihre Arbeit im Coaching mit Pferden zu geben.

Alle Details zur 2 x 4 tägigen Ausbildung zum pferdegestützten Coach/Trainer findest Du auf unserer Infoseite.

NEU! Ab sofort bieten wir die HAC Ausbildung auch als Online-Kurs an! Wenn dir unsere Präsenz-Seminare in Österreich & Deutschland zu weit weg sind, kannst du nun die gesamte Ausbildung von Zuhause aus absolvieren.
Alle Details findest du HIER und in unserem ausführlichen Blog Artikel über die Horse Assisted Coaching Ausbildung Online