Dicke Luft zu Hause? Du bekommst langsam das Gefühl, dir fällt die Decke auf den Kopf oder möchtest dafür sorgen, dass genau das nicht passiert? Wir verraten dir, wie du trotz der herausfordernden Situation den Haussegen bewahren kannst.
Die Corona- Krise ist nicht nur eine besondere Herausforderung für jede einzelne Persönlichkeit, sondern auch für das Zusammenleben. Es ist uns auferlegt, die ganze Zeit mit unseren Mitbewohner*innen zu teilen. Für viele Menschen ist das der/die Lebenspartner*in. So verbringen wir nun schon die sechste Woche von früh bis spät mit unseren Liebsten in den eigenen vier Wänden. Und zwar nur dort. Und nur mit ihnen.
Aufgrund dessen werden einige Beziehungen auf eine harte Probe gestellt. Selbst jene, die sonst nahezu reibungslos zu funktionieren scheinen, werden extrem gefordert. Hier bekommst du ein paar Tipps, wie du dazu beitragen kannst, dass die Atmosphäre zu Hause angenehm bleibt oder wie du Nebelschwaden wieder lichten kannst, sollten diese bereits aufgezogen sein.
Warte nicht auf den Sturm
Nicht nur in Krisenzeiten ist für jede Beziehung Kommunikation das A und O. Wer alle Gespräche und Konflikte alleine in seinem Kopf ausficht, tut sich damit selbst nichts Gutes und der Beziehung noch viel weniger.
Solltest du also bemerken, dass du dich zunehmend eingeengt fühlst, dass du dich an etwas stößt oder generell das Gefühl hast, dass etwas einfach nicht passt, dann sprich das am besten offen an. Warte damit nicht, bis du genug “Punkte” auf deiner imaginären “Was mich alles stört”-Liste hast. Diese Lektion lehren uns schon lange Hollywood Blockbuster: Große dramatische Szenen entstehen dann, wenn sich vieles aufstaut. Um dem entgegenzuwirken, kannst du vermeintliche Kleinigkeiten einfach ansprechen. Oft stellt sich dann sogar heraus, dass es dem Gegenüber ähnlich geht. Gemeinsam könnt ihr dann nach einer konstruktiven Lösung suchen, ganz ohne großes Drama.
Gönne dir Zeit für dich
Ein erfolgreiches Duo zeichnet sich allerdings auch durch ausgeglichene, starke Individuen aus. Auch mal durchatmen – alleine – ist daher für jede Beziehung essenziell. Vielleicht hast du das bis vor kurzer Zeit sogar noch regelmäßig gemacht. Sei es durch Treffen mit Freunden, durch den wöchentlichen Besuch eines Fitnesscenters, durch exzessives Shopping mit der besten Freundin oder dem Bierchen mit dem Kollegen nach der Arbeit.
Du fragst dich jetzt, wie du das tun sollst, wenn du doch genau diesen Tätigkeiten zurzeit nicht nachgehen kannst?
Diese Fragen könnten dir eventuell dabei behilflich sein, eine neue Beschäftigung für deine Auszeit zu finden:
- Welche Tätigkeiten beruhigen oder entspannen mich?
- Was kann ich tun, um Zeit für mich und mit mir zu verbringen?
- Was davon kann ich zu Hause tun? Was davon ist auch durch die momentanen Ausgangsbeschränkungen möglich? Welche Alternativen bieten sich an?
Nimm dir für diese Überlegungen genügend Zeit, damit die Ergebnisse dann auch effizient sind. Du brauchst ein bisschen Inspiration? Wie wäre es mit einem heißen Bad, einem fesselnden Buch, einem langen Spaziergang alleine, einer gemütlichen Runde Jogging um den Block, Stricken, Yoga oder Meditation? Auch zu Hause stehen dir viele Türen offen!
Der Hebel mit der größten Wirkung
Hast du eine für dich entspannende Tätigkeit gefunden, dann schnapp dir gleich deinen Terminkalender und stell sicher, dass deine “Me-Time” zu einem Fixpunkt auf deiner Agenda wird. Die größte Wirkung erzielst du, wenn du dir fixe Zeiten einplanst, in denen du deiner auserwählten Tätigkeit nachgehst, und diese dann auch regelmäßig durchführst.
Beginne am besten gleich jetzt und nicht erst, wenn dir schon die Decke auf den Kopf fällt. Eine bessere Wirkung erzielst du, wenn du bereits präventiv Auszeiten nimmst. Die Zeit für dich wird so zu einem Ritual, das dir langfristig Energie gibt. Dieser innere Ausgleich hilft in eventuellen Stresssituationen mit dem/der Partner*in, einen kühlen Kopf zu bewahren.
Denkpausen federn Konflikte ab
Einen kühlen Kopf zu bewahren ist schließlich einfacher gesagt als getan. Laut Gehirnforschung ist uns logisches Denken nur eingeschränkt möglich, wenn wir beispielsweise verärgert, zornig oder wütend sind. Keine gute Voraussetzung für Konflikte – auch in Beziehungen.
Angenommen du ärgerst dich jetzt gerade über deine/n Partner*in. Du möchtest den Punkt, über den du dich ärgerst, ansprechen. Die Wahrscheinlich ist hoch, dass du durch diesen Ärger, die Wut, die du gerade fühlst, auch sehr emotional und wütend dieses Gespräch führen wirst. Mit lauterer Stimme, Anschuldigungen und allem, was dazu gehört. So kann es passieren, dass dieses Gespräch sehr schnell in einem Streitgespräch endet und du vielleicht Dinge sagst, die dir im Nachhinein, wenn die Emotion nachlässt, leid tun.
Es kann also von Vorteil sein, auf seinen Körper zu hören und seine Emotion zu spüren, anstatt Hals über Kopf ins Drama einzutauchen. Denkpausen dienen dazu, noch einmal “runter zu kommen”, sich zu sammeln und über die Wichtigkeit des Themas nachzudenken. Das ermöglicht, dass unnötige verbale Verletzungen ausbleiben.
Auszeitplätze schaffen und nutzen
Auch räumlich kannst du dafür sorgen, dass du von Zeit zu Zeit für dich sein kannst. Bestimme für dich einen Platz, an dem du nicht angesprochen oder gestört werden möchtest. Dies sollte ein Platz sein, an dem du gut nachdenken und entspannen kannst. Wichtig ist es deinem/r Partner*in Bescheid zu geben, dass du, wenn du dich hierher zurückziehst, alleine sein möchtest.
So hast du auch während eines Streits die Möglichkeit, diesen zu stoppen und deinen Auszeitplatz aufzusuchen, wissend, dass dir dein/e Partner*in hierher nicht folgen darf. Du machst so klar, dass du Zeit zum Nachfühlen, zum Runterkommen brauchst. Das klingt hart, am Ende kann der Haussegen allerdings ungemein davon profitieren.
Findest du dich nach so einer Streitsituation an deinem Rückzugsort, kann dir diese Übung helfen:
- Tief durchatmen (am besten mit geschlossenen Augen)
- Spüre die Gefühle in deinem Körper, lass sie zu
- Verwickle dich nicht in die Drama-Gedanken in deinem Kopf und richte deine Aufmerksamkeit wieder sanft auf deine Körperempfindungen
- lockere deinen Körper, indem du Arme und Beine ausschüttelst – danach eine aufrechte Haltung einnehmen
- Lächeln – mindestens 60 Sekunden durchgehend, denn neurophysiologisch werden dadurch Freudehormone ausgeschüttet und wie Vera Birkenbihl einst sagte: „Freudehormone fressen Kampfhormone auf“.
„Wer seine Gedanken nicht auf Eis zu legen versteht,
der soll sich nicht in die Hitze des Streites begeben.“Friedrich Wilhelm Nietzsche
Hast du das Gefühl, deine Fassung zurückerlang zu haben, kannst du überlegen, wie du jetzt am besten weiter vorgehst. Vielleicht hilft es, mit jemand anderem über die Situation zu reden.
Kontakt zur Außenwelt pflegen
Auch wenn wir zurzeit dem Kontaktverbot unterliegen, bedeutet es nicht, dass wir unsere sozialen Kontakte vernachlässigen sollten. Im Gegenteil. Durch den Austausch mit Freund*innen, Kolleg*innen, anderen Familienmitgliedern oder mit einem Coach ist es uns möglich, stets unser Blickfeld zu erweitern und Dinge aus einer anderen Perspektive heraus zu sehen. Genau das kann extrem hilfreich sein, wenn das Stresslevel in der Beziehung zu hoch wird.
Tipp am Rande: Normale Anrufe sind ein guter Anfang, Videoanrufe jedoch verstärken das Gefühl, dass du auch andere Menschen siehst.
„Und immer, wenn wir zusammen lachen,
stirbt irgendwo ein Problem“
Teile deine neu gewonnene Stabilität mit deinem/r Partner*in
Es ist gut, sich seine Auszeitphasen zu nehmen und wichtig, diese regelmäßig zu pflegen. Wenn jeder Partner es schafft für sich zu sorgen, dann ist es viel leichter aus dieser Stabilität auf sein Gegenüber einzugehen und auch füreinander da zu sein.
Wenn Du für einen optimalen Ausgleich sorgen möchtest, dann verbringe auch gemeinsam mit deinem/r Partner*in Zeit mit Dingen, die euch beide glücklich machen. Oft reichen Kleinigkeiten wie gemeinsames Kuscheln vor dem Fernseher, ein Gesellschaftsspiel, zusammen Kochen oder ein gemütlicher Tagesausklang mit einem Schlummertrunk. Gemeinsame Rituale bewusst zu zelebrieren schafft einen offenen und liebevollen Beziehungsraum, der Dramen erst gar nicht aufkommen lässt. Schließlich gehören immer zwei Menschen zu einer Beziehung und gemeinsam ist alles ein bisschen leichter – auch das Wegschieben dunkler Wolken.
Noch mehr Tipps und Tricks zum Meistern des Alltags unter den derzeitigen Umständen und Impulse zur Freizeitgestaltung findest du stets auf Abruf in unseren Blogbeiträgen. Viel Freude beim Lesen!