Wer als TrainerIn merkwürdige Seminare gestalten will, greift oft tief in die Trickkiste – und damit auch in die Materialkiste. Dabei braucht es oft keine großen, actiongeladenen Übungen und auch nicht haufenweise Equipment, damit ein Seminarerlebnis bei TeilnehmerInnen langfristig hängen bleibt. Wir haben sechs Tipps für dich, wie du mit bestehenden Ressourcen für Staunen sorgen kannst. 

Wer kennt’s nicht? In der Vorbereitungsphase für ein Seminar beginnt das Grübeln über das “Besondere Etwas”, das den TeilnehmerInnen zum endgültigen Aha-Effekt verhelfen soll. Oder es stellt sich die Frage, was man denn diesmal Neues ausprobieren könnte, schließlich ist das ständige Ausprobieren von Neuem und das Ausleben der eigenen Kreativität ja auch eine der schönsten Sachen an der Trainings-Tätigkeit. Wer dann online nach Inspiration, nach neuen Übungen oder ausgefallenen Actions für Seminargruppen sucht, wird schnell fündig. Die Ergebnisse sind allerdings oft kostspielige Gadgets oder Übungsanleitungen, die wahrhaftige Materialberge erfordern.

Wir sind der Meinung: Es geht auch ohne! Was es also braucht? Eine Hand voll Liebe zum Detail, Fingerspitzengefühl und etwas Zeit.  

1) Personalisierung 

Die erwähnte Hand voll Liebe zum Detail kann tatsächlich viel bewirken. Wer im Seminarraum Wert auf Personalisierung im Kleinen legt, wird von seinen TeilnehmerInnen als aufmerksam wahrgenommen. Personalisierung ist ein Zeichen der Wertschätzung und dessen, dass Herz, Aufwand und Gedanken in ein Training gesteckt wurden. Das kann damit beginnen, dass die Namen der TeilnehmerInnen handschriftlich auf ausgeteilte Mappen geschrieben werden oder dass Handouts ein einheitliches, zum (Tages-)Motto passendes Design oder Symbol ziert. Es sind bunte Schleifen um Papierrollen, es sind mit Wachs versiegelte Briefumschläge in einer Schnitzeljagd, mit Wasserfarben bemalte Metaplankärtchen für wichtige Erkenntnisse. Es sind die kleinen Besonderheiten, die den großen Unterschied machen. 

“Der Zauber steckt immer im Detail”

Theodor Fontane 

2) Metaphern 

Eine Rätselrallye ist schnell zusammengebastelt, vor allem wenn man auf bereits bestehende Ausarbeitungen – eigene oder aus Internetforen – zurückgreifen kann. Was Aktivitäten wie diese allerdings erst zum Erlebnis macht, ist der Rahmen, den wir als TrainerInnen herum legen. Befinden sich die TeilnehmerInnen auf einer Reise? Sind sie DetektivInnen, eine Schiffscrew oder gar WissenschafterInnen auf der Suche nach einem weltbewegenden Durchbruch? Du bestimmst den Hintergrund – und kannst dabei deinem Einfallsreichtum freien Lauf lassen. Auch einfachen Gegenstände im Seminarraum kann mit einer Metapher Leben eingehaucht werden. Erkenntnisse auf gelben Post-Its an einer Schnur mit Wäscheklammern zu befestigen klingt eher langweilig – eine “Erkenntnis-Lichterkette” hingegen lässt im Kopf schon beim Aussprechen ein Licht aufgehen. 

Egal wofür, Metaphern sind ein starkes rhetorisches Stilmittel, welches das Seminarerlebnis intensivieren kann. Doch warum eigentlich? Metaphern erzeugen Bilder in den Köpfen der TeilnehmerInnen und transportieren Gefühle, ohne die TeilnehmerInnen mit zu konkreten Beispielen aus dem eigenen Leben zu konfrontieren. Dadurch wird das Interesse gesteigert, Lernende können sich Argumente und Theorien leichter und längerfristig merken. Das rührt zudem daher, dass Sachverhalte und komplexe Zusammenhänge durch den bildlichen Vergleich verständlicher gemacht werden. Außerdem machen Metaphern auch einfach Spaß! Viele finden Freude daran und zerbrechen sich gerne auch noch nach Seminarende den Kopf darüber, was genau eine Metapher wohl bedeuten kann, wie sie sich vielleicht in einem anderen Sinn auch noch erschließen kann. Transfer in den Alltag – check! (Die eine oder andere inspirierende Metapher findest du übrigens in unserem Blog – klick dich doch mal durch 😊)  

3)  Schaustücke 

Wem das Erzählen von Metaphern zu wenig ist, der kann sie auch noch – wortwörtlich – greifbarer machen. Schaustücke im Seminarraum sprechen visuelle und kinästhetische Lerntypen an und sind unter anderem für diese besonders einprägsam. Dafür ein kurzer gedanklicher Exkurs: Was wirkt wohl stärker? Die simple Frage “Was glaubt ihr, macht Zucker oder Kokain süchtiger?” oder eine Packung Schokokekse in der einen Hand und ein kleines Päckchen mit weißem Pulver in der anderen, mit der Frage, welche Seite wohl süchtiger macht? Richtig – mit hoher Wahrscheinlichkeit zweiteres. Auch das “Blatt vor dem Mund” kann einmal bewusst theatralisch weggezogen werden, genauso, wie sich irgendwo das “Fehlende Puzzleteil” auftun kann. Ihr erkennt schon, die Metapher kommt hier fast von selbst mit dazu, muss sie aber nicht. Ein weiterer praktischer Nebenaspekt von Schaustücken? Wer seine Schaustücke smart auswählt, hat dann auch noch gleich eine Pflanze oder eine Packung Schokokekse im Seminarraum und verbessert so nebenbei das Raumklima 😉 

4) Überraschungsmomente

Die Beliebtheit von Überraschungseiern ist kein Zufall, denn die Kombination aus Spiel, Spaß und Spannung ist eine erfolgversprechende. Dieses Konzept können wir als TrainerInnen auch in unserem Seminarraum zum Einsatz bringen. Unsere TeilnehmerInnen – egal wie alt – freuen sich über Überraschungen. Das kann in Form von unerwarteten Belohnungen passieren, aber auch durch versteckte Notizen, wo sie die TeilnehmerInnen nicht erwarten würden. Der “Ooooh”-Effekt, wenn TeilnehmerInnen zum Beispiel etwas an der Decke erspähen, das da eigentlich schon seit einer Stunde gehangen hat oder der, nach Aufforderung, verblüffte Griff unter den eigenen Stuhl, um dort etwas zuvor Festgeklebtes zu finden, sind immer wieder schöne Überraschungsmomente, die hängen bleiben. Auch das “Fehlende Puzzleteil” aus Punkt 3, das zu einem ganz anderen Zeitpunkt im Seminar gefunden wird als erwartet, kann einen Überraschungseffekt erzeugen. 

5) Digitale Tools

Wer auf aufwändige Neuanschaffungen verzichten und bestehende Ressourcen bestmöglich im Seminarraum einstricken will, sollte nicht auf unsere (nahezu) treusten Begleiter vergessen: unsere Smartphones. In Zeiten des rasanten digitalen Fortschritts, in denen Technologie aus dem Berufs- und Privatleben nicht mehr wegzudenken ist, darf Digitales auch ruhig von Zeit zu Zeit im Seminarraum Einzug halten. Das Internet bietet unzählige Optionen, eine einzigartige, interaktive Seminarerfahrung zu ermöglichen. Alles was die TeilnehmerInnen dafür brauchen, sind ihre eigenen Handys. 

Sli.do, MentimeterKahootPadlet, Liveboard, Evernote, Artivive und und und. Die Apps und Websites, die uns zur Verfügung stehen, könnten unterschiedlicher nicht sein, für jeden Zweck lässt sich eine passende Anwendung finden. Das praktische hierbei ist außerdem, dass einmal erstellte Übungen, Spiele oder Umfragen einfach für die nächste Gruppe wiederverwendet werden können. Das erfreut das Zeiteffizienz-Herz! 

6) Inspiration 

Nicht nur das Feilen an den Methoden und dem Inhalt kann für WOW-Erlebnisse sorgen, sondern auch das Setting, das wir in unseren vier Seminarraum-Wänden kreieren. Verteile Inspiration wie Konfetti! Für neue Gedankengänge, Perspektiven und Impulse können ausgedruckte, inspirierende Zitate an den Wänden sorgen, genauso wie die unterschiedlichsten Bilder oder FreecardsFreecards sind die etwas anderen Ansichtskarten und finden sich in vielen öffentlichen Einrichtungen. Sie warten mit frechen Sprüchen, kreativen Illustrationen und weisen Worten auf – und wollen einfach von dir mit nach Hause und mit in den Seminarraum genommen werden. Vorsichtig ist hier nur insofern geboten, dass aus den gut gemeinten Gedankenanstößen keine Aufmerksamkeitssauger werden. Tipp: Die Impulskarten oder –bilder hinter den TeilnehmerInnen oder außen an der Tür aufhängen, sodass die Aufmerksamkeit im richtigen Augenblick am richtigen Fleck liegt. 

Das Austüfteln von merkwürdigen Seminardesigns kann also natürlich einiges an Zeit und Hirnschmalz erfordern, andererseits auch viel Freude bereiten – sowohl dir als TrainerIn, als auch deinen TeilnehmerInnen. Wir hoffen, wir konnten dich ein wenig inspirieren und du nimmst unsere Tipps mit in dein nächstes Training.  

Falls du generell neugierig und experimentierfreudig bist und der Überzeugung, dass es für dich als TrainerIn noch viel Neues zu entdecken gibt, können wir dir unsere kommende Trainerausbildung ans Herz legen. Du hast noch keine Trainerausbildung absolviert, könntest dir allerdings vorstellen, dass dir die Tätigkeit Spaß macht? Dann schau auch du dir unser Angebot an – und werde fündig 😊