Egal wie harmonisch und liebevoll ein Familienleben auch sein mag, in jeder Familie können auch von Zeit zu Zeit dunkle Wolken auftauchen. Manchmal ziehen diese von selbst wieder weiter und machen Platz für wiederkehrenden Sonnenschein. Doch manche Probleme werden zu Krisen oder dauerhaften Konflikten. In diesem Fall kann Familiencoaching Abhilfe schaffen. 

Wer an Familiencoaching denkt, wird im ersten Moment vielleicht nicht an seine eigene Familie denken. Das Vorurteil, Familiencoaching sei nur für Patchworkfamilien oder Eltern, die in Trennung leben, hält sich nach wie vor hartnäckig in vielen Köpfen. Dabei ist Coaching im Familienkontext weit verbreitet und kann jeder Familie durch schwere Zeiten helfen. Auslöser für solche Krisenzeiten können Todesfälle in der Verwandtschaft, Krankheit eines Familienmitgliedes oder ein Umzug sein. Oft sind es allerdings auch einfach “nur” unausgesprochene Bedürfnisse, eingefahrene Verhaltensmuster oder ein neuer Abschnitt im Leben eines Familienmitgliedes. Was als Streitigkeit oder schwierige Phase beginnt, kann sich in eine langanhaltende Konfliktsituation oder Krise verwandeln. Tritt dieses Szenario ein, kann ein Familiencoach dabei helfen, die Wogen wieder zu glätten. 

Was bedeutet systemisches Familiencoaching? 

Im Familiencoaching wird die Familie als eines der Systeme angesehen, in denen wir Menschen uns bewegen – also eines unserer Umfelder. Die Familie ist damit genauso ein Umfeld, wie beispielsweise der Arbeitsplatz, der Freundeskreis oder ein Verein, in dem sich jemand engagiert. Diese Ansicht wird während des gesamten Coachings berücksichtigt, die möglichen Verflechtungen zu anderen Systemen werden im Prozess beachtet. Systeme zeichnen sich dadurch aus, dass es gemeinsame Erfahrungen gibt und gewisse Regeln und Verhaltensmuster vorherrschen – oft sind diese auch gar nicht bewusst ausgesprochen oder deklariert, aber trotzdem da. Wesentlich ist außerdem, dass jedes einzelne Mitglied mit seinen subjektiven Sichtweisen und Handlungen das System prägt. Basierend auf dieser Annahme werden im Familiencoaching auch alle Familienmitglieder eingebunden, egal ob groß oder klein. Als Familie gemeinsam wird in den Sitzungen mit dem Coach dann an Lösungen für die aktuelle Problemsituation gearbeitet.  

Systemisches Coaching – Der Weg zum Ziel

Basierend auf dem Ansatz des systemischen Weltbildes, wird im Familiencoaching also nicht nur nach “dem einen” Störfaktor gesucht, sondern das gesamte System durchleuchtet und mit einbezogen. In einem ersten Schritt wird versucht, Verhaltensmuster zu erfassen, Beziehungsgeflechte offenzulegen und Rollenzuweisungen zu erkennen. Die Dynamik und der Aufbau der Familie sollen dadurch greifbarer und für alle verständlich gemacht werden. 

Im Zuge dessen wird häufig klar, wo es Missverständnisse oder Ungereimtheiten gibt. Passen gewisse Rollenzuschreibungen nicht (mehr)? Gibt es unausgesprochene Konflikte zwischen Einzelnen oder Verbündete im Hintergrund? Sind die Vorstellungen der gewünschten Näheverhältnisse verschieden? Solche Fragen oder Thematiken werden dann gemeinsam mit dem Coach besprochen. Dieser versucht mit den bewährten Tools des Coachings die Familie darin zu unterstützen, Handlungsstrategien zu entwickeln. Es kann zum Beispiel Bedarf geben, alteingesessene Verhaltensweisen aufzubrechen, Regeln zu hinterfragen oder Erwartungen an ein Familienmitglied zu adaptieren. 

“Wir können den Wind nicht ändern,
aber die Segel anders setzen”

Aristoteles

Ressourcenorientierung wird auch im Familiencoaching groß geschrieben. Das heißt, die Familie soll sich dessen bewusst werden, dass sie der Bewältigung der Krise gewachsen ist: Es gibt bereits Möglichkeiten und Ressourcen, die genutzt werden können, um Probleme zu lösen. Das Gesamtziel des Coachings ist es, der Familie dabei zu helfen, wieder eine gemeinsame Orientierung zu finden; einen Weg, wie das Miteinander funktionieren kann. Im besten Fall hat die Familie flexible Handlungsoptionen entwickelt und gefunden, die es ihr möglich machen werden, auch darauffolgende Konflikte gemeinsam zu bewältigen.  

Familiencoaching für unterschiedlichste Anliegen

Wer sich jetzt die Frage stellt, ob ein Familiencoaching auch für die eigene Familie eine Option wäre, dem sei gesagt: Jedes familiäre Thema, jede Problematik findet ihren Platz im Familiencoaching. Egal welcher Sackgasse einer Familie gerade gegenübersteht, eine Coachingsession wird immer individuell gestaltet, um einen passenden Weg zu finden. Themen, die häufig im Familiencoaching bearbeitet werden: 

  • Häufung von Ungereimtheiten, Streitsituationen oder Aggression 
  • Unklarheiten in der Kindererziehung 
  • Zu wenig Zeit gemeinsam als Familie 
  • Fehlendes Interesse der Kinder an Familienaktivitäten 
  • Verschlossene, auffällig passive Familienmitglieder 
  • Fehlende Freiräume, überfordernde Verpflichtungen in der Familie 
  • Neue Familienkonstellationen (Patchworkfamilien, Adoption, …) 
  • Bewältigung des Verlustes eines Familienmitgliedes 
  • Loslassen der Eltern nach Auszug eines Kindes 
  • Krankheit eines Familienmitgliedes 
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Mit welchem Thema auch immer ein Familiencoach aufgesucht wird, es wird der adäquate Rahmen für die konstruktive Lösung der Problemsituation geschaffen. Familiencoaching bietet damit die Gelegenheit, dass jedes Familienmitglied die Möglichkeit hat, offen und ehrlich die eigenen Bedürfnisse und Gefühle zu äußern. So können Familien einander wieder besser verstehen und ein langfristig harmonisches, freudvolles Miteinander wird ermöglicht. 

Du arbeitest selbst in den unterschiedlichsten Kontexten mit Familien, Kindern oder Jugendlichen? Du möchtest dein Verständnis für das lebendige System der Familie vertiefen? Die Arbeit als Familiencoach klingt genau nach deinem Ding? Wir bei il bieten eine Ausbildung zum Dipl. Familiencoach an. Hier findest du alle Informationen dazu. Bei Fragen sind wir natürlich jederzeit für dich erreichbar!