Viele Meetings und Konferenzen werden oft als langweilig und langatmig erlebt. Zwar genießen wir den Austausch, die aktive Anteilnahme und kreative, lösungsorientierte Abläufe, doch leider können uns die wenigsten Konferenzen/Meetings genau das bieten. Das Prinzip der Unconference eröffnet hier neue Wege, um den monotonen Strukturen auszuweichen und stattdessen einen inspirierenden Austausch zu schaffen.
Eine Unconference ist wenig strukturiert und wird thematisch von den Teilnehmenden live vor Ort bestimmt. Du kannst dir eine Unconference als große Open-Space Veranstaltung vorstellen, bei der die Teilnehmenden individuell für sich entscheiden, ob sie an einer Diskussion oder einer Keynote beiwohnen oder lieber in eine Pause gehen möchten, um dort beispielsweise mit anderen ins Gespräch zu kommen oder sich auch einfach nur einen Kaffee bzw. einen Snack zu holen und die Gedanken schweifen zu lassen. Jede*r Teilnehmer*in hat die Möglichkeit Themenschwerpunkte zu bestimmen sowie zu entscheiden, ob er*sie sich aktiv an Diskussionen beteiligen möchte.
Was eine Unconference ausmacht und welche Methodiken es gibt, um sie zu gestalten, erfährst du hier.
Warum eine Unconference?
Wir besuchen eine Konferenz, gestresst laufen wir von Vortag zu Vortrag und zum Abschluss gibt es noch eine kurze und knackige Fragerunde. Am Ende der Konferenz fühlen wir uns häufig ausgelaugt und haben aufgrund der massenhaften Informationen oft gar keinen Überblick mehr über den Inhalt. Die Unconference soll dem entgegenwirken, indem sie sich auf die individuellen Interessen fokussiert und den Rahmen flexibel und selbstbestimmt gestaltet.
Das Prinzip der Unconference möchte eine spannende Alternative zu den klassischen Frontalvorträgen bieten. Vom frischen Einsteiger bis hin zur Expertin – alle sollen sich aktiv an der Diskussion beteiligen und ihr Know-How miteinander teilen. Im Mittelpunkt stehen der Austausch von Wissen untereinander, das flexible Netzwerken aufgrund von freiwilligen Zeit-Slots und der Output von einem echten Mehrwert für alle.
Was ist eine Unconference?
Das Barcamp bzw. die Open Space-Konferenz – wie sie auch häufig bezeichnet wird – wird von einer Moderation geleitet, die Diskussionsthemen selbst sowie die Qualität der Ergebnisse hängen von den Teilnehmenden selbst ab. Gebildet wird sie durch mehrere, parallel zueinander laufenden Diskussionsrunden, die von den Interessent*innen zu jedem Zeitpunkt besucht bzw. auch verlassen werden können.
Von der Organisation der Konferenz wird ein grundlegender Rahmen vorgegeben, sowie ein übergreifendes Motto fixiert, um die thematischen Schwerpunkte eingrenzen zu können. Das Ziel dahinter ist ein Gemeinschaftsgefühl zu erschaffen, Ideen und Initiativen zu entwickeln und/oder Probleme zu lösen.
Selektiert und gefiltert werden die Vorschläge von dem/der Moderator*in, deren Aufgabe es ist, die Diskussionsthemen aufgrund des Interesses zu priorisieren. Die einzelnen teilnehmenden Personen können sich – unabhängig von ihrem Wissen und ihrer Position – bei den Diskussionsrunden einbringen, in denen sie ihre Gedanken, Meinungen und Ideen teilen möchten.
Die Regeln einer Unconference
Ganz ohne Struktur und System kann aber selbst eine Unconference nicht funktionieren. Neben der Voraussetzung, dass sich alle Teilnehmenden aktiv beteiligen, gibt es noch zwei weitere essenzielle Regeln, um eine Unconference erfolgreich abzuhalten.
Diskussion statt Vortrag
Individuelle Vorträge einzelner Personen(-gruppen) sind nicht erwünscht. Die Unconference sorgt für den beidseitigen Austausch – einzelne Frontalvorträge erbringen dabei nicht die erzielten Ergebnisse.
Gesetz der zwei Füße (engl. „Law of two feet“)
Sobald Teilnehmer*innen nicht mehr das Gefühl haben, etwas Wertvolles zu einer Diskussion beitragen zu können oder gelangweilt sind, steht es jedem frei vom Gesetz der zwei Füße Gebrauch zu machen und einen anderen Programmpunkt der Veranstaltung aufzusuchen.
Unconference Vor- und Nachteile im Überblick
Das Prinzip der Unconference klingt in der Theorie bereits sehr verlockend. Doch wo liegen nun die entscheidenden Pros und Contras? Ob eine Unconference passend ist, kann nämlich anhand der Vor- und Nachteile abgewogen werden.
Vorteile
- Höheres Energielevel
- Weniger Planungsbedarf
- Mehr Flexibilität in der Durchführung und Themenwahl
- Möglichkeit zu spontanen Konversationen und Austausch
Nachteile
Sollten konkrete Entscheidungen zu relevanten Themen getroffen werden müssen, ist die Unconference nicht die geeignete Form, um dieses Ziel zu erreichen. Da die Teilnehmenden und nicht die Organisation die Themenbereiche vorgeben, kann es geschehen, dass essenzielle Thematiken zu kurz kommen. Deshalb sollten sich Verantwortliche im Vorhinein überlegen, ob die Unconference tatsächlich die richtige Entscheidung für die individuelle Situation ist.
Unconference-Arten und Methodenvielfalt zur Gestaltung
Wie bereits erwähnt, völlig strukturlos ist auch eine Unconference nicht. Sie kann auf verschiedene Arten aufgebaut sowie mit diversen Methoden noch weiter ausgeschmückt werden. Zwei beliebte Varianten, um eine Unconference aufzubauen, wären „Open Space“ und „Unpanel“.
Open Space
Eine Open Space Unconference gilt als beliebteste und häufigste Methode, um Diskussionen und Austausch zu ermöglichen.
Manche nutzen die Open Space Methode auch als Basis, die mit dem einem oder anderem weiteren Veranstaltungsformat ergänzt wird. Die Teilnehmenden geben mithilfe eines Schwarzen Brettes (online wie auch offline möglich) Themenvorschläge ab, über die im Anschluss abgestimmt wird. Die Person, die den Vorschlag eingebracht hat, leitet die sogenannte „Breakout Session“ und sammelt Lösungsvorschläge und interessante Inputs.
Der Open Space Ablauf kann zu jedem Zeitpunkt verlassen oder betreten werden. Alle Diskutierenden können jederzeit Gebrauch des Gesetzes der zwei Füße machen und sich ganz einfach in anderen Diskussionen einbringen und dort ihre persönlichen Erfahrungen teilen.
Unpanel
Das Unpanel verfolgt das grundlegende Prinzip einer Podiumsdiskussion, jedoch wird es als interaktiveres Gegenstück dazu adaptiert.
Während bei Podiumsdiskussionen die Expert*innen dem Publikum zugewandt auf einer Bühne sitzen, befindet sich beim Unpanel die Diskussionsrunde in einem Sesselkreis, mit dem Publikum um sie herum aufgeteilt.
Weiteres ist die Auswahl an Diskutierenden nicht statisch – anders als bei der ursprünglichen Variante, können Teilnehmende den Kreis verlassen, sobald sie keine wertvollen Inputs mehr geben können, und durch eine*n Zuschauer*in ersetzt werden.
Neben den spezifischen Arten, um eine Unconference aufzubauen, gibt es auch eine Vielfalt an Methoden, um sie noch weiter auszuschmücken:
Spektogramm
Am Boden wird ein Spektrum aufgezeichnet, das von „Ich stimme überwiegend zu“ bis hin zu „Ich stimme überwiegend nicht zu“ reicht. Die Teilnehmenden stellen sich zu Fragen, die von der Moderation gestellt werden, auf Grundlage ihrer Meinung auf dem Spektrum auf. Im Anschluss wählt der/die Moderator*in einzelne Personen aus und lässt sie ihre Gedanken zu ihrer Position teilen. Durch die Methode werden spätere Diskussionen unterstützt und angeregt.
World-Café
In Kleingruppen wandern die Teilnehmenden in Zeitslots von Station zu Station und erweitern auf Grundlage der Vorgruppe die dort vorgefundenen Ideen und Gedanken. Es können sowohl neue hinzugefügt als auch bestehende weiterentwickelt und verbessert werden, sodass am Ende durch den stetigen Wechsel innovative Lösungen entstehen. Anders als bei der Open Space-Methode ist beim World-Café mehr Struktur bereits vorgegeben, da die Gruppen nach abgelaufener Zeit gemeinsam wechseln und innerhalb des Prozesses die Themengebiete oder Problemstellungen bearbeiten.
Eine Unconference kann also mit den richtig gewählten Methoden, einem konkreten Motto und ein paar rahmengebenden Regeln eine wertvolle Abwechslung zu den klassischen Versammlungen und Kongressen bieten.
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