Die Mehrheit der Bevölkerung nimmt Reize am stärksten wahr, wenn sie in Bildern, Farben und Formen daherkommen. Was bedeutet das für unsere Kommunikation? Ganz einfach: Gezielte Bildsprache transportiert Mitteilungen am stärksten. In diesem Artikel erfährst du genau, wie du Bilder in Training, Coaching und Selbstvermarktung effektvoll einsetzen kannst – und wie du Worte zu Bildern machst.
“Ein Bild sagt mehr als tausend Worte” – ein Sprichwort, das uns häufig über den Weg läuft. Nicht umsonst, schließlich nehmen wir Bilder viel stärker wahr als Text. Grund dafür ist, dass unser Gehirn Forschungen zufolge vorrangig auf Emotionen reagiert. Diese werden hauptsächlich von Reizen hervorgerufen, die unsere rechte Gehirnhälfte ansprechen. Das geschieht häufig über nicht-sprachliche Reize, wie eben Bilder. Im Seminarraum oder Coaching Kontext bedeutet das allerdings nicht, dass Bild gleich Bild ist und jede Visualisierung den gewünschten Reiz auslöst. Auch Bildsprache will gelernt sein.
Wie dich Bildsprache ans Ziel führt
Der erste Schritt ist es zu erkennen, dass Bilder Mitteilungen unterstreichen und verstärken können. Der zweite ist es zu wissen, dass nicht jedes Bild von einem Motiv das Gleiche vermittelt. Nehmen wir an, du möchtest den “kommenden Weg” visualisieren. Verwendest du dann das Bild eines Trampelpfades, das einer Autobahn oder das einer Landstraße, die ins Nichts führt? Soll die Straße viele Kurven haben, weil du Dynamik vermitteln willst? Oder sollen mehrere Personen auf dem Weg nebeneinander gehen, um Sicherheit und Zusammenhalt zu veranschaulichen? Führt der Weg auf einen Berg, zu einem Ziel? Oder ist der Horizont offen, weil der Weg neue Möglichkeiten mit sich bringt? Du siehst, Weg ist nicht gleich Weg. Damit du für deinen Zweck das richtige Bild auswählst, stell dir die folgenden Fragen:
- Wer ist meine Zielgruppe?
- Soll das Bild für sich sprechen oder will ich dazu etwas erklären?
- Was genau möchte ich vermitteln?
- Welche Werte soll das Bild widerspiegeln?
- Was transportieren die Farben in diesem Bild?
- Welche Gefühle/Gedanken soll das Betrachten des Bildes auslösen?
“Der Himmel ist rot und orange im Morgengrauen und in der Abenddämmerung,
doch ihre Botschaften sind verschieden.”
Mohinder Singh Jus
Wie Bilder Persönlichkeit transportieren
Bei Flip-, Präsentations– und Homepagedesign schimmert im Normalfall auch ein Stück weit die eigene Persönlichkeit durch. TeilnehmerInnen und KlientInnen bekommen durch die Art, wie wir Visualisierungen aufbereiten, auch mit wie wir ticken, was uns wichtig ist. Nicht umsonst sprechen wir von unserem “Image”.
Wer sich dessen bewusst ist, kann die eigene “Marke” in seine Bildsprache einfließen lassen. Das geht besonders gut durch wiederkehrende Elemente, einheitliche Grafiken, eine ausgewählte Farbpalette (der Adobe Color Creator kann hier helfen) und die Komposition des Bildinhaltes. Was steht im Vordergrund – Mensch oder Gegenstand? Verwende ich viele geometrische Formen oder natürlichere Motive? Was gibt meinen Visualisierungen/meiner Homepage/meinen Präsentationen Wiedererkennungswert? Welche Farben umrahmen am besten, was ich ausdrücken möchte? Kannst du diese Fragen beantworten, kannst du dir sicher sein, dass deine Visualisierungen deine Message transportieren.
Wie du mit Worten Bilder zeichnest
Um Bilder im Kopf anderer zu erzeugen, braucht es manchmal allerdings gar kein Bildmaterial, sondern einzig und allein die Sprache. Präzise Wortwahl macht’s möglich. Das sorgt dafür, dass andere sich Dinge besser vorstellen können. Aus diesem Grund sprechen Politiker auch von “Schutzschirmen”, “Hilfspaketen” oder “Finanzspritzen”. Wer sich dabei eines großen Wortschatzes bedient, kann klarere Visualisierungen im Gegenüber hervorrufen.
Das beste Beispiel dafür sind die Holländer – nachdem es in den Niederlanden viel regnet, haben die Bewohner dort eine Vielzahl an Wörtern entwickelt, die den Regen beschreiben. So gibt es eigene Begriffe für Nieselregen, besonders harten Regen oder den plötzlichen Regen, nachdem es eigentlich schon aufgehört hatte. All das nur, um jemandem ganz genau erklären zu können, wie es gerade regnet.
Worte können also einen Unterschied machen. Wasser kann sickern, rinnen, tröpfeln und plätschern – oder es kann strömen, sprudeln, spritzen und fließen. Alle diese Worte beschreiben die Bewegung von Wasser, manche ruhig, andere dynamischer. Das kann bei anderen zu unterschiedlichen Wirkungen führen.
Möchtest du selbst deinen Wortschatz erweitern, um gezielter Bilder in den Köpfen anderer zeichnen zu können, so suche dir aus Zeitungen zum Beispiel Worte heraus, die dir fremd sind oder die eine starke Wirkung auf dich hatten und verpack sie in Sätze, die du auf Zettel schreibst und aufhängst. So wird sich dein Wortschatz bald vergrößern.
Wo Metaphern Früchte tragen
Der Buchrücken kommt ohne Wirbelsäule aus, die Warteschlange ist kein Tier, die Baumkrone glänzt nicht und auch die Lebensuhr hört kaum jemand wirklich ticken. Trotzdem sind sie uns alle ein Begriff und helfen durch die Verbildlichung dabei, eine klare Vorstellung von Dingen zu bekommen.
Metaphern können im Seminarraum genau dabei helfen – abstrakte Umstände greifbarer zu machen. Geschichten mit starken Metaphern können unserem Gegenüber außerdem einen Spiegel vorhalten, ohne das zu aufdringlich zu machen. Kurz gesagt: Metaphern sind für Geschichten das, was die Speckstücke in der Salatschüssel sind – das besondere Etwas 😉 (mehr zum Thema effektvolles Storytelling findest du übrigens in diesem Blogartikel)
Auch im Coaching sind Metaphern ein beliebtes Tool, um KlientInnen mit ihren Fragestellungen zu helfen. Spricht jemand darüber, auf der “Karriereleiter” stehen geblieben zu sein, kannst du diese Metapher aufgreifen und damit weiterarbeiten. Welche Sprosse fehlt denn? Warum fällt das Weiterklettern im Moment schwer? Das funktioniert genauso, wenn sich jemand “verlaufen” hat, das “Ende des Tunnels” nicht sieht oder “aus allen Wolken gefallen” ist. Fährst du deine Metapher-Antennen bewusst aus, werden dir solche Wortspiele in Zukunft auch im Alltag besonders auffallen.
Egal ob Bilder im Kopf oder tatsächliche Abbildungen – sie sind kraftvoll, bringen wertvolle Impulse und sorgen dafür, dass bei unseren TeilnehmerInnen, KlientInnen, ZuhörerInnen und GesprächspartnerInnen die gewünschte Message ankommt. Bediene dich also deiner (verbalen) Bildergalerie bewusst und du wirst schon bald sehen können, wie anderen ein Licht aufgeht.
Auch in unserer Trainerausbildung dreht sich vieles darum, wie du im Seminarraum immer die richtige Visualisierung parat hast, wie du deine Kreativität mit Wort und Bild ausleben kannst und wie du den Lernerfolg durch gekonnte Präsentationstechnik steigerst. Klingt spannend? Hier findest du kompakt alle wichtigen Infos zur Ausbildung.