Filme, Serien, Romane, Theater – sie alle sind nicht ohne Grund bei Alt und Jung beliebt. Wo Geschichten erzählt werden, hören und schauen wir alle gerne hin. Die Methode des Storytellings macht sich genau das zunutze: Informationen werden in Geschichten verpackt, um besser im Gedächtnis hängen zu bleiben. Wie auch du Storytelling in deinen Trainings, für deinen Blog oder im sonstigen Berufsalltag effektiv einsetzen kannst, verraten wir dir in diesem Beitrag.
Der Begriff ist den meisten längst kein Fremdwort mehr: Storytelling. Übersetzt bedeutet das ganz einfach “Geschichten erzählen”. Es ist eine Methode, bei der durch Geschichten Informationen vermittelt werden. Sind “trockene” Informationen in lebendige Erzählungen eingearbeitet, werden sie besser verstanden und bleiben dadurch länger im Gedächtnis hängen. Was von TrainerInnen in der Jugend- und Erwachsenenbildung verwendet wird, kommt auch im Journalismus, in Marketing, PR und Werbung, sowie in Therapien und Klassenzimmern zum Einsatz. Storytelling ist also ein kraftvolles Werkzeug für alle, die Botschaften und Informationen vermitteln wollen.
Der Effekt von Geschichten
Es klingt zu gut, um wahr zu sein: Ich erzähle eine Geschichte und meine ZuhörerInnen nehmen mein Gesagtes besser und langfristiger auf. Doch ist es tatsächlich so einfach? Die Antwort lautet ja, zumindest wenn du die richtigen Kniffe kennst. Beim Zuhören einer normalen Präsentation, wird in unserem Gehirn das sogenannte Wernicke Zentrum aktiviert. Dieses ist für unser rationales Sprachverständnis zuständig. Lauschen wir allerdings einer Geschichte, werden auch andere Areale in unserem Gehirn aktiv, die beispielsweise für das emotionale Empfinden zuständig sind. Es entsteht der Effekt, dass wir das Gesagte bis zu einem gewissen Grad selbst empfinden.
Dafür gibt es in der Neurowissenschaft eine weitere Erklärung: Unsere Spiegelneuronen, die dafür sorgen, dass wir mit anderen Menschen mitfühlen und ihre Empfindungen zum Teil wie unsere eigenen wahrnehmen. Identifizieren wir uns mit dem/der Protagonisten/-in einer Erzählung, werden wir durch die Spiegelneuronen mit ihm/ihr mitleiden, mitlachen und mitfiebern. Der Identifikationsfaktor ist dabei ein besonders wesentlicher, den du beim Ausdenken deiner Geschichte im Hinterkopf behalten solltest. Fazit: Wir nehmen Informationen jedenfalls intensiver wahr, wenn sie in einer detailreichen Geschichte daherkommen, als in einem rein faktenbasierten Text.
Merkwürdiges Storytelling
Wirkungsvolle Geschichten zeichnen sich dadurch aus, dass sie ZuhörerInnen oder LeserInnen anregen: zum Nachdenken, zum Weitererzählen, zum Klicken, zum Mitmachen oder zumindest zumaktiven Weiterlesen/Zuhören. Im besten Fall löst eine Geschichte allerdings Begeisterung aus. Wichtig dafür ist es natürlich, das Erzählte auf die Zielgruppe so genau wie möglich zuzuschneiden.
Außerdem sollten Emotionen getriggert werden, denn auch bei Filmen sind es häufig jene, die uns am längsten im Gedächtnis bleiben, die uns emotional berührt haben. Welche Emotionen ausgelöst werden sollen, das liegt im Ermessen des Erzählers. Sollen meine ZuhörerInnen wütend werden? Sollen sie lachen oder gespannt sein oder möchte ich für Verwunderung sorgen? Wer sich mit solchen Fragen beschäftigt, sollte sich auch gleich die Frage nach dem eigentlichen Ziel der Erzählung stellen. Was ist die Moral von der Geschicht’? Storytelling ist nämlich nicht nur eine Frage des “wie”, sondern auch des “was”. Ist mir das Ziel klar und weiß ich, welche Botschaften oder Informationen ich meinem Gegenüber vermitteln möchte, ist das Ausdenken der Geschichte bereits um ein Vielfaches einfacher.
“Das wunderbarste Märchen ist das Leben selbst”
Hans Christian Andersen
Langfristig sollte beim Storytelling außerdem darauf geachtet werden, dass die Geschichten eine Bindung zu den ZuhörerInnen aufbauen. Es darf also ruhig auch einmal aus dem eigenen Nähkästchen geplaudert werden. TrainerInnen, die es geschafft haben, ihre TeilnehmerInnen einmal mit einer Geschichte (aus dem eigenen Leben) nicht nur zu informieren, sondern zu unterhalten und bewegen, werden sie für sich gewinnen – für das restliche Training und auch für die nächste Geschichte. Beobachte das selbst, wenn du TrainerIn bist: die Aufmerksamkeit und die Interaktion deiner TeilnehmerInnen werden steigen.
Mit allen Sinnen
Wer sich mit dem Lernen und Lehren beschäftigt weiß, dass wir Informationen über alle Sinneskanäle aufnehmen. Um Inhalte effektiv zu vermitteln, sollten deshalb alle diese Kanäle angesprochen werden. Dass so der Lernerfolg erheblich gesteigert werden kann, wird abermals in jüngeren Publikationen, wie Trainingsmethoden effektiver gestalten nach den neuesten Erkenntnissen der Gehirnforschung, unterstrichen. Dabei handelt es sich allerdings keineswegs um eine neue Entdeckung. Schon der Pädagoge Johann Amos Comenius erklärte in seinem Werk „Große Didaktik. Die vollständige Kunst, alle Menschen alles zu lehren“ im 17. Jahrhundert:
„Alles soll wo immer möglich den Sinnen vorgeführt werden, was sichtbar dem Gesicht, was hörbar dem Gehör, was riechbar dem Geruch, was schmeckbar dem Geschmack, was fühlbar dem Tastsinn. Und wenn etwas durch verschiedene Sinne aufgenommen werden kann, soll es den verschiedenen zugleich vorgesetzt werden. Und weil die Sinne die treusten Sachverwalter des Gedächtnisses sind, so wird diese Veranschaulichung der Dinge bewirken, dass jeder das, was er weiß, auch behält.“
Wie kann dieses Wissen also im Storytelling hilfreich sein? Um die Geschichten noch wirkungsvoller zu machen, kann ein Tool aus dem Neurolinguistischen Programmieren (NLP) angewandt werden, die sogenannte VAKOG Sprache. VAKOG steht dabei für unsere fünf Sinneskanäle: visuell, auditiv, kinästhetisch, olfaktorisch und gustatorisch. Durch gezielte Wordings, die du in dein Storytelling einstricken kannst, wird auf alle Sinne eingewirkt:
Visuell: veranschaulichen, ein Bild machen, ausmalen, offensichtlich, augenscheinlich, aus dieser Perspektive, sichtlich; das Benennen von Farben und Formen und ausführliches Beschreiben von Umgebungen in der Geschichte
Auditiv: das klingt wie, auf Gehör stoßen, Vogelgezwitscher, es hat Klick gemacht, eine leise Ahnung, mit Pauken und Trompeten, in den höchsten Tönen; ausführliches Beschreiben von Tönen und Geräuschen in der Geschichte
Kinästhetisch: das fühlt sich an wie, begreifen, handgreiflich werden, schwerfällig, leichtfüßig, kalt lassen, das liegt auf der Hand; ausführliches Beschreiben von Handlungen oder Gefühlen und Empfindungen wie z.B. Temperatur
Olfaktorisch: riechen, duften, in der Luft liegen, jemanden riechen können, die Nase rümpfen; ausführliches Beschreiben von Gerüchen wie z.B. Gewürzen, Parfums, Blumen oder Rauch
Gustatorisch: schmecken, picksüß, bitterer Beigeschmack, für meinen Geschmack, das Salz in der Suppe, auf der Zunge zergehen lassen, geschmackvoll/-los, schmeckt nach mehr; ausführliches Beschreiben von Geschmäckern, sollte jemand in der Geschichte essen
Auch Metaphern und Redewendungen können die unterschiedlichen Sinne ansprechen. Es gibt hier sicherlich Beispiele wie Sand am Meer, die Anklang finden würden. Wer einmal auf den Geschmack kommt und einen Riecher für VAKOG Sprache entwickelt, wird kaum mehr die Finger davon lassen können 😉 Genauso wenig, wie vom Storytelling selbst. Denn seien wir uns ehrlich, Geschichten machen ihren ErzählerInnen meist mindestens genauso viel Spaß, wie den ZuhörerInnen. Es ist also eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten!
Du möchtest Geschichten erzählen, andere mitreißen, informieren und dabei selbst auch immer wieder Neues lernen? Dann werde TrainerIn! Alle Informationen zu unserer kommenden Trainerausbildung findest du hier.