An manchen Tagen läuft alles wie am Schnürchen: Aufgaben erledigen sich quasi wie von selbst, die Ideen sprudeln nur so aus einem hervor, das Arbeiten macht Spaß und zack, ist der Tag auch schon vorüber. An solchen Tagen stimmt der Rhythmus einfach. Wir sind im Flow. Was es mit dem Phänomen auf sich hat und wie wir den Zustand begünstigen können, erfährst du in diesem Beitrag. 

Es ist den meisten von uns bestimmt schon einmal passiert: Komplett in eine Tätigkeit versunken, wagen wir nach einiger Zeit kurz einen Blick auf die Uhr und stellen fest, dass viel mehr Zeit verstrichen ist, als wir es erwartet hatten. Die Wahrscheinlichkeit, dass du in einer solchen Situation im sogenannten Flow warst, ist hoch. Was manchmal einfach “passiert” kann bis zu einem gewissen Grad auch bewusst geschaffen werden – in der Arbeit, bei Freizeitbeschäftigungen oder im Seminarraum. 

Das Flow Erleben 

Der Begriff des Flow Erlebens wurde vorrangig vom kroatischen Psychologen Mihaly Csikszentmihalyi geprägt. In den 70ern beschrieb er den Ausnahmezustand als Aufgehen in einer Tätigkeit, die man trotz hoher Anforderungen noch unter Kontrolle hat. Darauf folgten unzählige Experimente und Forschungsprojekte, die den Konzentrationszustand genauer definierten und auch feststellten, was es braucht, um ihn zu erreichen. Die Formel? Anforderungen einer Aufgabe und Fähigkeiten müssen übereinstimmen. 

Der Clou ist es, gut gefordert zu sein. Sehen wir uns einer (zu) leichten Aufgabe gegenüber, so droht Langeweile und Apathie. Flow Zustand? Fehlanzeige. Ist die Aufgabe allerdings zu schwierig für unsere Skills, so fühlen wir uns gestresst und haben eventuell sogar Angst davor. Doch auch zu niedrige Anforderungen sind nicht optimal, um in den Flow zu kommen, wenn das Level an Fähigkeiten hoch ist. In dieser Kombination fühlen wir uns eher entspannt, als hochkonzentriert. Flow erreichen wir dann, wenn sowohl unsere Fähigkeiten hoch sind, als auch die Anforderungen an eine Aufgabe. Dann, wenn wir uns zwar bemühen müssen, um etwas zu schaffen, doch das Meistern der Aufgabe realistisch ist. 

Csikszentmihalyi nannte mitunter folgende Komponenten für einen gelungenen Flow: 

  1. Anforderungen und Fähigkeiten halten die Waage. Es tritt dabei kein Kontrollverlust ein. 
  2. Auch ohne nachzudenken, weiß die handelnde Person, was gerade zu tun ist. 
  3. Die Handlungsabfolge ist gleitend – jeder Schritt geht sozusagen nahtlos in den nächsten über. 
  4. Die Konzentration ist unwillkürlich, fast schon wie die Atmung. Alles Unwesentliche wird ausgeblendet. 
  5. Das Zeitempfinden verändert sich: die Zeit “verfliegt” förmlich. 
  6. Wir werden eins mit der Tätigkeit und sind uns unserer selbst nicht mehr bewusst. 

Der erste Schritt, um in den Flow zu kommen, ist es also sich selbst Aufgaben zu suchen, deren Anforderungen die eigenen Fähigkeiten leicht herausfordern. 

Singletasking – das neue Multitasking

Wann war das letzte Mal, dass du dich voll und ganz, zu 100% auf eine einzige Aufgabe konzentriert hast? Keine offenen E-Mail Entwürfe nebenbei, kein rasches WhatsApp Nachrichten Beantworten zwischendurch, kein Hörbuch, das dich im Hintergrund beschallt – nur eine einzige Aufgabe. Nach wie vor sind viele von uns in dem Glauben, wir seien unserer schnelllebigen Zeit nur dann gewachsen, wenn wir 25 Dinge gleichzeitig machen, sonst könnte ja irgendetwas unerledigt bleiben oder gar davonlaufen.  

Mittlerweile wurde allerdings nachgewiesen, dass Multitasking nicht zur Produktivität beiträgt, sondern im Gegenteil stresst und ablenktWer also in den Flow Zustand kommen möchte, sollte seinen Fokus bewusst auf die aktuelle Aufgabe lenken und alle anderen Erledigungen für diesen Zeitraum nach hinten reihen. Es empfiehlt sich, die To-Do-Liste Schritt für Schritt abzuarbeiten. Der Vorteil des bewussten Verzichts auf wildes Hin- und Herspringen zwischen unterschiedlichsten Tätigkeiten ist unter anderem, dass am Ende des Tages weniger halbfertige Arbeiten liegen bleiben. Das wiederum sorgt für eine geringere Anzahl an Stressoren und für gute Arbeitsvoraussetzungen für den nächsten Tag.  

“Müde macht uns die Arbeit, die wir liegenlassen,

nicht die, die wir tun”

Marie von Ebner-Eschenbach 

Ich bin dann mal offline 

Stichwort Multitasking: Unser ständiger Begleiter, das Smartphone, sorgt in unserem Alltag am häufigsten für Ablenkungen. Besonders in Büro-Jobs sind wir ständig mit dem Internet verbunden. Da ist es naheliegend, dass zwischen Arbeitsangelegenheiten auch manchmal Privates den Weg auf unsere Bildschirme findet. Das muss allerdings nicht zwangsläufig etwas Schlechtes sein. Eine Studie der National University Singapore belegte, dass das kurze Surfen in Web die Produktivität sogar erhöhen kann. Die Betonung liegt dabei allerdings auf kurz, sonst lässt sich die verlorene Zeit nur schwer mit erhöhter Produktivität kompensieren. 

Ein Zeit- und Konzentrationskiller ist nicht nur das private Durchkämmen von Social Media oder Mails, sondern auch das Berufliche. Wer neben einer Aufgabe ständig Benachrichtigungen über neue Mails im Postfach erhält, wird genauso stark abgelenkt. Ein Tipp daher: Wenn es dein Arbeitgeber nicht explizit anders fordert, öffne deinen Posteingang nur ca. drei Mal täglich, am besten zu fixierten Uhrzeiten. So wirst du während anderer Arbeiten nicht aus dem Flow gerissen.  

Flow im Training

Unsere Gedanken sind sprunghaft – das stellte eine Studie der Harvard University 2010 fest. Demnach denken Menschen 47% ihrer Zeit nicht an das, was sie gerade machen, sondern an etwas anderes. Wer als LehrerIn oder TrainerIn mit der Aufmerksamkeit der Gruppe zu kämpfen hat, kann sich dieses Wissen zunutze machen. Um das Gedankenabdriften nicht zusätzlich zu bestärken, sollten Ablenkungen in der Umgebung weitestgehend limitiert werden. Der Fokus kann durch Interaktionen mit der Gruppe immer wieder zum aktuellen Geschehen zurückgeführt werden. Wenn du als TrainerIn im Seminarraum deine TeilnehmerInnen in den Flow bringen möchtest, solltest du einerseits natürlich Aufgaben wählen, die die TeilnehemerInnen im richtigen Maße fordern und andererseits betonen, wie wichtig es ist, die volle Konzentration auf die gegenwärtige Tätigkeit zu lenken. Dann steht einem Flow Erlebnis nichts mehr im Wege! 

Du möchtest mehr über Flow im Training lernen und deinen Werkzeugkoffer als TrainerIn oder Pädagoge/-in weiter aufstocken? Dann schau dir doch unsere Trainerausbildung an! Ab Februar 2020 erwarten dich zwei kompakte Module, voll mit hilfreichem Know How für die Arbeit mit Gruppen. Hier findest du alle Informationen.