Dass du deine digitalen Coachings und Trainings nicht im Bademantel halten solltest, müssen wir dir wahrscheinlich nicht sagen. Die wahren Tücken des Online-Settings liegen allerdings ein Stück weit verborgen. In diesem Artikel findest du daher die häufigsten Fehltritte und Tipps, wie du vor ihnen gefeit bleibst. 

Aufgrund der COVID-19 bedingten Situation mussten viele Coaches eine Zeit lang ihre Sitzungen dieses Jahr in den digitalen Raum verlagern. Während der Sommer Coachings im kleinen Rahmen und im Freien wieder möglich gemacht hat, könnte der Herbst wieder den Schritt zurück zu Zoom und Co. bedeuten. Wir verraten dir daher, worauf du in deinen kommenden digitalen Sessions achten solltest, um Erfolg und Wirksamkeit bei deinen Klient*innen sicherzustellen und welche Fehler es zu vermeiden gilt.  

1) Kein Fokus auf den Rapportaufbau 

Besonders bei geübten Coaches läuft der Rapportaufbau in den Sessions ganz ohne große Mühen und kommt fast schon von selbst. Fällt allerdings die große Komponente der nonverbalen Kommunikation zu weiten Teilen weg, wird es schwieriger. 

Für Online Coachings solltest du also besonderen Wert auf Rapportaufbau über paraverbale Kommunikation und Mimik legen. Schnelle Abhilfe hierfür sorgt beispielsweise eine Laptopkamera auf Augenhöhe, was das bewusste Halten von Augenkontakt erleichtert. Weitere Tipps und Ausführungen dazu findest du in unserem Artikel Coaching online – Wie du in 5 Schritten für Rapport sorgst” 

2) Ablenkungen und Beschäftigungen “nebenbei”

Besonders, wenn dein Klient nur bis zum Oberkörper sieht, was du tust, ist es wichtig zu verdeutlichen, dass du voll und ganz bei ihm und seinen Anliegen bist. Multitasking ist also fehl am Platz. 

Wir alle sind Ablenkungen ausgeliefert, besonders dann, wenn wir allein in einem Raum sind. Daran ändert auch eine Person am anderen Ende der Webcam häufig wenig. Meide daher jegliche Art von Ablenkung und Beschäftigung nebenher. Schließe alle unnötigen Tabs und Fenster, damit du nicht durch Push-Benachrichtigungen oder ähnliches verleitet wirst, doch etwas anderes nebenher „nur kurz zu checken“. 

Solltest du dir Notizen machen, erwähne das ruhig. So weiß dein Gegenüber, dass du wirklich voll und ganz anwesend bist und nicht nebenher Kreuzworträtsel löst. Du stellst dadurch Transparenz sicher und dein Klient kann sich auf seine Themen konzentrieren, anstatt auf die Frage, warum du so oft nach unten schaust. 

3) Zu lange Sessions

Durch die beschränkten Möglichkeiten der Interaktion und die Tatsache, dass du und dein Klient in zwei unterschiedlichen Umfeldern sitzen, kann die Aufmerksamkeit sehr schnell sinken oder zu anderen Dingen wandern. Du solltest also keinesfalls Sitzungen so lange ansetzen, wie du es bei einem physischen Treffen machen würdest. 

Plane Coachingsitzungen über kürzere Zeiträume ein. 30 bis 60 Minuten lang ist normalerweise auch vor dem Bildschirm die Aufmerksamkeit hoch. Die Sessions sind also kürzer, dafür allerdings effektiv. Du kannst dich so auf die Bearbeitung des Themas und die Verbindung zu deinem Klient kümmern, anstatt um das Hochhalten der geistigen Präsenz – sowohl deiner als auch der deines Klienten.  

Um die kurze Zeit bestmöglich zu nutzen, ist es ratsam, die Zielsetzung schon vor dem Videocall zu fixieren oder Organisatorisches im Vor- oder Nachhinein schriftlich abzustimmen. 

4) Limitierte Methodenvielfalt

“Oje, über die Webcam kann ich ja die meisten meiner Methoden nicht mehr anwenden”, könnte ein Gedanke sein, der dir auch schon im Kopf herumgeschwirrt ist. Tatsächlich sind manche Methoden online nicht 1:1 umsetzbar, das bedeutet allerdings nicht, dass du monoton in deinem Coachingansatz oder Trainingsdesign werden solltest. 

Du kannst beispielsweise deine digitalen Coachings durch asynchrone Kommunikation ergänzen. Seien es Reflexionsfragen vorab oder danach, die schriftlich beantwortet werden sollen oder Fragen währenddessen, die dein*e Klient*in bearbeiten soll. Dafür stehen dir auch viele Apps und Online-Tools zur Verfügung, die für Abwechslung sorgen.  

Außerdem kannst du trotz des Settings auf Distanz Schaustücke vor die Kamera holen, deinen Klienten bitten, Gegenstände aus seinem eigenen Umfeld heranzuziehen oder – wenn du gerne ganz experimentell bist und digital sehr fit bist – mit 3D-Avataren oder Animationen arbeiten. 

Hier gilt – kenne deine eigenen Kompetenzen und setze diese gezielt ein oder lasse dich von Kolleg*innen inspirieren, die auf diesem Gebiet fortschrittlich arbeiten. Solltest du in Zukunft verstärkt digitale Coachings anbieten wollen, könntest du auch in Erwägung ziehen, einen Lehrgang speziell für Online Coaches zu besuchen. Eines ist nämlich sicher: Die Zukunft der Arbeit ist und bleibt digitalisiert, auch in personenbezogenen Branchen. 

5) Technische Probleme

Stichwort eEducation und digitales Know-How: Ganz allgemein solltest du dich vor Coachings via Laptop mit der Technik auseinandersetzen und Basiskompetenzen im Umgang mit digitalen Medien erwerben, sofern du diese noch nicht hast. 

In einem normalen Coaching- oder Seminarraum würdest du schließlich auch die vorhandene Ausstattung inspizieren. So ist es auch digital. Mache dich mit dem Programm vertraut, welches du verwendest und starte am besten im Vorhinein einmal einen Probe-Call mit jemandem, den du gut kennst. So kannst du mögliche technische Schwierigkeiten frühzeitig erkennen und weißt im Ernstfall, an welchen Einstellungen es liegen kann, wenn etwas nicht klappt. 

Probiere eventuell auch unterschiedliche Anbieter aus, um zu sehen, welche Videotelefonie-Plattform dir am besten gefällt. Als anwenderfreundlich erweisen sich beispielsweise Zoom, Skype oder Google Hangouts 

6) Lärmendes Umfeld

Ein absolutes No Go ist ein Umfeld, welches von lauten Hintergrundgeräuschen geprägt ist. Coachen vom Café aus oder vom Balkon an der Hauptverkehrsader? Das solltest du besser unterlassen. 

Wie bereits oben erwähnt, ist es gerade in diesem Setting wichtig, deine Klient*innen einwandfrei zu hören. Lärmende Hintergründe sind dafür kontraproduktiv. Genauso verhält es sich mit Kindern, Familienmitgliedern oder (tierischen) Mitbewohnern, die deine Sitzungen stören könnten. Wenn beispielsweise im Nebenzimmer laute Musik gespielt wird, kann das einerseits dich ablenken und andererseits für eine unangenehme Geräuschkulisse sorgen. 

Dieser Punkt gilt übrigens für beide Seiten. Bitte daher deine*n Gesprächspartner*in am besten auch im Vorfeld, sich ein ruhiges Fleckchen für eure gemeinsame Stunde zu suchen. So entstehen die optimalen Bedingungen für gegenseitiges Verständnis – akustisch, sowie auf der Gefühlsebene.  

Abschließend sei gesagt, dass sowohl für digitale Coachings als auch physische Begegnungen gilt: Die Vorbereitung macht’s. Einmal mit möglichen Problemstellen auseinandergesetzt, steht wirksamen Coachings kaum noch etwas im Wege – auch digital. Wir wünschen dir gutes Gelingen! 

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