Wir schreiben das Jahr 2018 und leider sind Frauen in Top Positionen in den wichtigsten Unternehmen weltweit (Fortune 1000) mit unter 5% noch immer eine Rarität. Aber die Zahlen gehen nach oben und das nicht etwa nur deswegen, weil Frauen die Führungsqualitäten von Männern imitieren, sondern weil sie ihre ganz eigenen Qualitäten in den Vordergrund stellen.
Diese neue Art der weiblichen Führung ist etwas, was sowohl im politischen und gesellschaftlichen, als auch im geschäftlichen Umfeld sehr gefragt ist.
Dieser von Frauen angeführte Wandel verändert die Art und Weise, wie wir Menschen im Alltag miteinander kommunizieren und auch wie wir unsere Beziehungen in der Arbeit und im Geschäftsleben pflegen.
Von der Wertschätzung unserer Gefühle zur inneren Stärke
Eine dieser Frauen, die an der Front einer neuen weiblichen Art des Miteinanders stehen, ist Brené Brown. Sie ist Forscherin und Professorin an der Universität von Houston und ihre Studiengebiete umfassen Emotionen und Qualitäten, die in unserer Gesellschaft oft nicht so wahrgenommen werden: Verletzlichkeit, Mut, Authentizität und Scham.
Bekannt wurde Brené Brown durch diesen TED Talk und ihr darauf veröffentlichten Buch „Die Gaben der Unvollkommenheit“:
Eine ihrer Haupt-Thesen ist es, dass wir erst durch das Umarmen unserer Schwächen unsere wahren Stärken leben können.
Ihre weiteren Bücher „Laufen lernt man nur durch Hinfallen“ und „Verletzlichkeit macht stark“ erläutern das Thema der inneren Stärke aus verschiedenen Perspektiven.
Mitgefühl mit sich selbst und anderen zu haben sowie Mut zur Unvollständigkeit zu entwickeln, sind dabei weibliche Qualitäten, mit unserem Innenleben umzugehen, die besonders in der bisher von Männern dominierten Geschäftswelt kaum Beachtung gefunden haben.
Die „Augen zu und durch“-Mentalität der männlichen Herangehensweise wird um die Fähigkeit des “Innehaltens” ergänzt, damit wir das, was uns als Mensch ausmacht – unser inneres Erleben und unsere individuelle Art Probleme zu lösen – wertschätzen.
Es ist genau diese Qualität der Wertschätzung, die wir im zwischenmenschlichen Zusammensein und in der Beziehung zu uns selbst leider oft vermissen, was die Herausforderungen im Arbeitsumfeld häufig so problematisch macht.
„Denn wenn wir sagen können: ‚Ich bin genug’ dann hören wir auf zu schreien und beginnen zuzuhören, sind liebevoller und freundlicher zu den Menschen um uns herum, und sind liebevoller und freundlicher zu uns selbst“, betont Brené Brown.
Der weibliche Weg aus dem Burnout?
Burnout ist in unserer Gesellschaft nach wie vor ein großes Thema, was auch an der bisherigen Umgangsweise mit den oben angesprochenen Herausforderungen im Arbeitsumfeld liegt.
Wenn die Wertschätzung individueller Talente und Gefühle Mangelware ist und es nur darum geht, in der kürzesten Zeit die größte Leistung zu erbringen, bildet sich damit der Nährboden für Stress und Burnout.
Der weibliche Weg der Wertschätzung von verdrängten Gefühlen und unserem individuellen „So-Seins“ gibt uns den nötigen Raum, um auch unsere Talente zu entfalten und unsere Stärken zu leben.
Und genau um diese Entfaltung von Stärken geht es schlussendlich auch, wenn Frauen in Führungspositionen ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu neuen Höchstleistungen motivieren. Nicht mit Peitschen oder Karotten und anderen Tricks der Mitarbeiterführung, sondern über eine intrinsische Motivation, die auf einer tieferen Akzeptanz beruht – der Akzeptanz unserer individuellen Stärken und Schwächen.
Weitere weibliche Führungsqualitäten
Natürlich gibt es noch eine Menge weiterer weibliche Führungsqualitäten, die jede Frau individuell einbringen kann. Frauen verfügen über eine große Ausdauer, sind beharrlich und unermüdlich auch auf der Langstrecke und können eine neue Qualität von gegenseitigem Vertrauen im Arbeitsumfeld schaffen. Ebenso sind Großzügigkeit, Balance und Vision Eigenschaften, die unsere moderne Arbeitswelt dringend brauchen kann. Nicht zu vergessen ist es auch Kreativität, sowohl in der Problemlösung, als auch im Entdecken neuer Herangehensweisen, die Frauen so einzigartig macht.
Diese Aufzählung könnte wohl noch lange so weiter gehen, eins haben alle angesprochenen Punkte gemeinsam: In all den Qualitäten, die Frauen in die Arbeitswelt einbringen können, braucht es vor allem den Mut, alt eingefahrene Muster aufzubrechen und neue Wege einzuschlagen.